Panzer, Haubitzen, Kampfjets, Hubschrauber und Munition: In den fünf Monaten, die der russische Angriffskrieg in der Ukraine bislang dauert, haben westliche Länder Unmengen an Waffen und Munition in das angegriffene Land geschickt.
Möglich gemacht wurde das vor allem durch die Hilfspakete der EU, die seit Februar in regelmässigen Abständen beschlossen werden. So auch wieder im Juli. Weitere 500 Millionen Euro – die europäischen Ausgaben für das ukrainische Militär liegen nun bei 2,5 Milliarden Euro – sollen Sanitätsmaterial, Treibstoff und vor allem weitere Waffenlieferungen finanzieren.
Während die westlichen Waffenlieferungen grundsätzlich unter dem Motto «Mehr ist mehr» stehen – schliesslich werden in einem Krieg Unmengen von Material verbraucht oder zerstört –, gibt es ganz bestimmte Waffen, vor allem schwere, die der Ukraine einen Vorteil gegenüber Russland verschaffen könnten, wie der «Spiegel» berichtet.
Erde, Wasser, Luft und Feuer: Was die Ukraine braucht
Klar ist: Ein ukrainischer Sieg in diesem Krieg hängt stark von den richtigen westlichen Waffenlieferungen ab. Ausstehend ist unter anderem noch eine Lieferung des sogenannten Cobra-Ortungsradars, mithilfe dessen die ukrainischen Truppen in Kombination mit den bereits gelieferten Panzerhaubitzen 2000 noch präzisere Angriffe tätigen können.
Die deutsche Bundeswehr möchte zudem drei Mars-Raketenwerfer liefern, die sich im Aufbau kaum von den britischen M270 unterscheiden, wie der «Spiegel» weiter berichtet. Dabei wichtig: Es braucht weiterhin genügend GMLRS-Raketen, die dank ausgeklügeltem GPS-System auf wenige Meter genau treffen können.
Immer öfter drängt sich die Frage nach der ukrainischen Marine auf, das Schwarze Meer ist ein wichtiger Schauplatz des Kriegs. Russland kontrollierte grosse Teile des Asowschen und Schwarzen Meers, ein ukrainischer Widerstand ist kaum vorhanden – ihre einzige Hoffnung, das Flaggschiff «Hetman Sagaidachnyj» haben sie selbst versenkt, um eine russische Übernahme zu verhindern.
Dass die Ukraine vom Westen eine Fregatte bekommt, ist Wunschdenken – die Entwicklung und der Bau belaufen sich auf mehrere Milliarden Euro und dauert viel zu lange. Die Alternative: Die russischen Kampfschiffe mit Antischiffsraketen auf Abstand halten.
Ukrainische Flugabwehr hat grosse Defizite
Höchst präzise und unglaublich schnell: Von Dänemark, den USA und Grossbritannien wurden bereits Antischiffsflugkörper des Typs Harpoon geliefert. Doch der Bestand scheint knapp und Russland behauptete vor kurzem, ein Depot mit diesen Flugkörpern nahe Odessa zerstört zu haben.
Grosse Defizite weist die ukrainische Flugabwehr auf – besonders im Vergleich mit der sehr grossen russischen Luftwaffe. Während die Ukraine tieffliegende russische Kampfflugzeuge mithilfe von Stinger-Raketen und dem S-300-Flugabwehrsystem abschiessen kann, drängt sich langsam die Frage auf, wie viel Munition für diese Systeme noch übrig ist.
Deutschland will der Ukraine helfen und plant die Lieferung des Luftverteidigungssystems IRIS-T SLM, das im Zusammenspiel mit dem US-amerikanischen Nasam-System und dem deutschen Gepardpanzer, ein effektiver Schutzschild gegen die russischen Flugzeuge darstellen soll.
Was die Ukraine bereits bekommen hat
Zu Beginn des Krieges stiessen die Bitten des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (44) nach Waffen, insbesondere schwere Waffe, scheinbar auf taube Ohren – doch das hat sich geändert.
Allein Deutschland lieferte im Verlauf der letzten Monate 100'000 Handgranaten, beinahe 15'000 Panzerabwehrminen und über 10'000 Artilleriegranaten, so das Magazin. Auch Gepard- und Bergepanzer wurden geliefert.
Als besonders wichtig haben sich die britischen und US-amerikanischen Lieferungen des Mehrfachraketenwerfers des Typs Himars (High Mobility Artillery Rocket System) und M270 entpuppt. Mit diesen Systemen kann das ukrainische Militär präzise Angriffe, auch auf weit entfernte russische Posten, tätigen und die Lage an der Front stabilisieren. (chs)