Weiss die Kleine, dass ihr Vater nie mehr zurückkehrt? An ihrem ersten Geburtstag frühstückt dieses ukrainische Mädchen am Grab ihres toten Vaters. Der Soldat Wladislaw Soldatow kam im Kampf gegen die russische Armee ums Leben. Ein Bild ist alles, was dem Kind von ihm bleibt.
Auf einem bei Telegram veröffentlichten Foto ist das Mädchen in einem rosaroten Kleid zu sehen. Dabei zeigt die Kleine mit dem Fingerchen auf das Porträt des Verstorbenen auf dem Grab. Zu ihren Füssen stehen ein Teller mit Brötchen, Wurst und Tomate und ein Glas Wasser.
Die Mutter des Mädchens, Olena, schreibt dazu, ihr Schmerz sei nicht in Worte zu fassen: «Mein Herz ist zerrissen.»
Heftige Kämpfe im Osten
Laut ukrainischen Angaben sind seit dem Einmarsch der russischen Truppen am 24. Februar bisher etwa 10'000 ukrainische Soldaten getötet worden sind. Die ukrainischen Truppen sind auf dem Schlachtfeld in der Ostukraine unter Druck. Putins Truppen haben nach der Einnahme der Hafenstadt Mariupol vor einigen Wochen auch die umkämpfte Stadt Sjewjerodonezk zum grössten Teil unter ihre Kontrolle gebracht.
Damit haben die prorussischen Separatisten mit Moskaus Hilfe die Region Luhansk fast komplett unter Kontrolle gebracht und ein wichtiges Kriegsziel erreicht. Inzwischen ist in Sjewjerodonezk nach Behördenangaben auch die dritte und letzte Brücke über den Fluss Siwerski Donez zerstört worden.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) verbreitet derweil weiterhin Optimismus: Für sein Land sei sogar die Rückholung der Halbinsel Krim von Russland ein Kriegsziel. «Natürlich werden wir auch unsere Krim befreien», sagt Selenski. «Die ukrainische Flagge wird wieder über Jalta und Sudak, über Dschankoi und Jewpatorija wehen.»
«Ukrainische Armee wird auf jeden Fall kommen»
Selenski ruft die Bürgerinnen und Bürger der Ukraine auf, den Kontakt in die russisch besetzten Landesteile, nach Donezk und ins Gebiet Charkiw zu halten. Auch diese Gebiete würden wieder befreit. «Sagen Sie ihnen, dass die ukrainische Armee auf jeden Fall kommen wird!», sagt Selenski.
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Um dieses Vorhaben verwirklichen zu können, hofft Selenkski auf grosszügige Waffenlieferungen aus dem Westen. Im Osten des Landes im Donbass sei die Armee unter Druck, ihre Verluste seien fürchterlich. Die Streitkräfte bräuchten von ihren ausländischen Partnern dringend moderne Artillerie, um sich durchsetzen zu können.