Mehr als 100 Zivilisten hat die Hamas in ihrer Gewalt. Sie wurden brutal entführt und sollen den Milizen als menschliche Schutzschilde dienen. Nach Angaben der Extremisten wurden die Geiseln in Tunneln, Wohnhäusern und Militäreinrichtungen untergebracht.
Die Spezialeinheit Sayeret Matkal der israelischen Streitkräfte will sich laut «The Telegraph» jetzt um die Befreiung der verschleppten Personen kümmern. Die Einheit fühle sich bereit für ihre Einberufung zu «riskanten und gefährlichen Einsätzen», heisst es. Experten zufolge wird die Sayeret Matkal aufgrund ihrer Fachkenntnisse herangezogen. Aaron Cohen, Experte für israelische Spezialeinheiten, beruft sich auf Informationen von in- und ausländischen Spionagebehörden: «Israel hat die Geiselbefreiung in letzter Zeit perfektioniert», sagt er gegenüber «The Telegraph».
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Extreme Trainings, hohe Zulassungshürden
Sayeret Matkal ist laut der britischen Zeitung ähnlich aufgebaut wie der SAS (Special Air Service) der britischen Armee, die älteste Spezialeinheit der Welt. Sie ist auf Terrorismusbekämpfung und Geiselbefreiung spezialisiert. Die Zulassungshürden sind extrem hoch – die Trainings gelten als sehr hart.
Sie beinhalten eine Ausbildung zum Fallschirmjäger, eine Schulung im Umgang mit leichten Waffen, Geiselbefreiungstaktiken und Kenntnisse über das Überleben hinter den feindlichen Linien. Der Höhepunkt der Ausbildung ist eine simulierte Gefangenschaft, in der die Rekruten festgehalten, misshandelt und verhört werden, um sie auf das Schlimmste vorzubereiten.
Sayeret Matkal wurde 1957 gegründet und hat seither an jedem grösseren Konflikt teilgenommen, an dem Israel beteiligt war. Vor allem für ihre Rolle beim Überfall auf den Flughafen von Entebbe in Uganda im Jahr 1976 ist die Organisation bekannt. Damals retteten die Kommandotruppen 100 Israelis von palästinensischen Entführern.
«Solche Missionen sind extrem gefährlich»
Ob eine ähnliche Mission dieses Mal genauso glimpflich ausgeht, ist fraglich. Zuerst müssten genügend Informationen über den Aufenthaltsort der Geiseln gesammelt werden. Anschliessend müssen die Spezialkräfte an die richtigen Orte entsandt werden, um die Geiseln zu retten.
Hinzu kommt: Die Enklave soll mit mehreren Fallen gespickt sein – eine Dunkelziffer an Miliz-Kämpfern stehe zudem bereit. Cohen fügt hinzu: «Solche Missionen sind extrem gefährlich». Denn: Die Hamas hat bereits damit gedroht, die Geiseln als Reaktion auf israelische Angriffe hinrichten zu lassen. Bei jeder israelischen Rettungsaktion besteht also das Risiko, dass sie sterben.
Die grosse Anzahl an Geiseln könne laut Avner Avraham, einem ehemaligen israelischen Offizier, aber auch einen Hoffnungsschimmer bedeuten. «Wenn man 100-130 Geiseln hat, ist es nicht einfach, sie zu verstecken. Ich glaube, wir werden Informationen über ihre Standorte finden.» Trotzdem ist klar: «Es wird Zeit brauchen und wir werden leider Menschen verlieren.»