Für den russischen Pass geht der Slowake Jurislaw D. (35) wortwörtlich über Leichen. Als Söldner geht er einen Jahresvertrag mit dem russischen Militär ein, in der Hoffnung, dass am Ende des Jahres der russische Pass auf ihn wartet.
Doch seine Stellung wurde am 28. Mai von ukrainischen Soldaten durch Artilleriefeuer zerstört, wie er der deutschen Zeitung «Welt» in einem Gespräch erzählt. «Es war die Hölle, zuerst die Einschläge ukrainischer Mörsergranaten und dann kam auch noch eine Killerdrohne.» Bevor er stirbt, habe er sich lieber ergeben.
Vom Lastwagenfahrer zum Söldner
Russland wirbt auf viele Arten neue Söldner an. Das erzählt auch der Slowake, der früher als Lastwagenchauffeur arbeitete. «Die einen machen es für Geld, andere, weil sie fanatische Russland- und Putin-Anhänger sind.»
Zuerst hatte er als Lastwagenfahrer auch beim Militär arbeiten können. «Nach der Grundausbildung habe ich Lastwagen beladen. Die Vorgesetzten, die Unterbringung und Verpflegung waren gut.» Plötzlich aber wurde im März der Marschbefehl erlassen, an die Front zu gehen. «Wer sich weigerte, wurde vom Kommandeur verprügelt und ins Gefängnis gesteckt.»
Immer mehr Söldner in russischen Reihen
Ursprünglich war er als Tourist nach Russland gereist. Sein Traum: In Sibirien ein friedliches Leben führen. Doch sein Erspartes war schnell verpufft, ein neuer Plan musste her. Am 29. Januar 2024 willigte er ein, für das russische Militär zu arbeiten.
Und damit ist er nicht alleine. Immer mehr Söldner der russischen Armee melden sich aus anderen Ländern zum Dienst. Neben Ländern wie Kirgistan, Usbekistan und Tschetschenien sollen auch Menschen aus Nepal, Indien, Somalia oder Kuba ihren Weg in russische Reihen finden.
Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes (GUR) sollen auch Ruanda, Burundi, Kongo und Uganda mit von der Partie sein. Die sogenannten «Afrikakorps» sollen laut der deutschen Zeitung bereits in der Charkiw-Region eingesetzt worden sein.
Zuerst Lastwagenfahrer, dann an der Front
Gelockt werden die Söldner auch mit hohen Anfangszahlungen, wie der GUR weiter informiert. 2000 Dollar würden auf die Söldner warten, wenn sie den Deal mit dem russischen Militär für ein Jahr unterschreiben. Das Monatsgehalt belaufe sich meist auf 2200 Dollar, eine Krankenkassenversicherung und russische Pässe sind weitere Lockungsmittel.
Auch D. bekam rund 2260 Dollar im Monat, wie er der deutschen Zeitung verrät. Nun hat der 35-Jährige aber genug vom Militärdienst. «Ich will nur noch nach Hause und unter keinen Umständen nach Sibirien.» Sollte er von der Ukraine in die Slowakei gebracht werden, würden dem ehemaligen Söldner bis zu acht Jahre Haft drohen. Doch das scheint D. nur wenig zu stören: «Besser im Gefängnis und am Leben.»