Auswanderer Helmut Landolt (57) hat seine wildesten Jahre eigentlich hinter sich. Der Zürcher zieht offen Bilanz: «Während meiner 14 Jahre in Bangkok habe ich einige negative Erfahrungen mit Prostituierten gemacht.» Einmal sei eine Dame, «wahrscheinlich auf Drogen», mit einer Tischplatte auf ihn losgegangen. «Füdliblutt», wie er anfügt. Helmut kennt sich aus in den lokalen Rotlicht-Lokalen. Er führt BLICK an die berüchtigte Cowboy-Strasse von Bangkok.
Auf der Amüsiermeile hat man sich auf Ping-Pong-Shows spezialisiert. «Diese Shows haben eine riesige Tradition in Thailand», weiss Rotlicht-Veteran Helmut. «Heute haben wir eine eher zivilisierte Ausgabe gesehen», sagt er und zeigt sich trotzdem beeindruckt. An diesem Abend bekommt der Auswanderer von den Damen mehr Aufmerksamkeit als üblich: «Die wissen eigentlich, dass ich geizig bin – aber heute sehen sie, dass ich mit euch unterwegs bin.»
Was Helmut nach eigenen Angaben an den Thai-Damen besonders schätzt: Der Respekt, der älteren Herren entgegengebracht wird. «Wenn du bis 50 gearbeitet hast, bist du hier ein ehrenvoller Mensch. Natürlich spielt das Geld eine Rolle. Aber ich kenne auch einige Liebesgeschichten.»
Pattaya ist das Epizentrum des Sextourismus
Die eigentliche Hauptstadt des Sextourismus ist und bleibt Pattaya – zwei Autostunden südlich von Bangkok. Rolf* (61), ein grauhaariger Herr aus dem Thurgau, sitzt in einem Spunten namens Gletscherkuss. Direkt gegenüber: Das Windmill, der berüchtigtste Schuppen der Stadt. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt: Oralsex auf dem Tresen oder auch bizarre Spielchen mit Körperflüssigkeiten. Rolf macht kein Geheimnis daraus, warum er so gerne nach Südostasien reist: «Für 1000 Baht – etwa 30 Franken – kannst du dir hier einen Schnägg aufs Zimmer nehmen», sagt er mit breitem Grinsen.
Peter* aus Luzern, der wohl noch ein paar Jahre älter ist, mischt sich in das Gespräch ein und sagt nur: «Ich zahle nie mehr als 15 Franken. Manchmal sogar nur acht Franken.»
27'000 Prostituierte allein in Pattaya
Der englische «Mirror» rechnete Anfang Jahr vor, alleine in Pattaya seien 27'000 Prostituierte aktiv – ein Fünftel der permanenten weiblichen Bevölkerung der Stadt. Die Offiziellen reagierten auf den Schock-Bericht und unternahmen einen halbherzigen Versuch, mit dem Sexgewerbe aufzuräumen – ohne zählbaren Erfolg. Denn: Die Sexindustrie hat eine lange Tradition.
Die Ursprünge liegen im Vietnamkrieg, als amerikanische Soldaten zur Erholung nach Pattaya reisten – auf der Suche nach gutem Essen und leichten Mädchen (siehe Box). Finanziell geht die Rechnung für die Mädchen auf: Der Mindestlohn in Thailand beträgt weniger als neun US-Dollar am Tag. Ein einziger Freier bringt in einer Stunde ein Mehrfaches davon.
Zahlen interessieren im Gletscherkuss niemanden. Die Schweizer Herrenrunde hat eine andere Theorie, woher ihr plötzlicher Erfolg bei den Damen kommt: «Die Frauen hier geniessen das, nicht so wie die Schweizerinnen.»
Von überall hört man bekannte Dialekte
Immer wieder hört man bekannte Dialekte auf den Gassen. BLICK spricht zwei weisshaarige Luzerner an, die ein Thai-Girl im Schlepptau haben. Der eine ermahnt den anderen: «Mach diesmal nicht so laut, ich schlafe nebenan.» Und überhaupt: Irgendwann müsse man dann noch ein paar normale Touristen-Fotos schiessen. Grund: «Damit wir zu Hause etwas zum Zeigen haben!» Lachend verschwinden die beiden mit ihren kurzärmligen Karohemden in die Nacht. Ihre Eroberung haben sie eingehakt.
* Namen geändert
Zwei englische Worte verwandelten Pattaya in den 1960er-Jahren von einem Fischerdorf in die Sex-Hauptstadt Südostasiens: Rest & Recreation – auf Deutsch Entspannung und Erholung. Während des Vietnamkriegs begannen die USA, Soldaten für den Fronturlaub nach Pattaya zu schicken. Die kriegsmüden Soldaten suchten nicht nur gutes Essen, sondern auch schnellen Sex. Unter den Einheimischen sprach sich herum, dass man in Pattaya gutes Geld verdienen kann.
Im Jahr 1975 zogen die Amerikaner ab – doch die Prostituierten blieben. Sie fanden genug andere Kunden aus dem Westen, die auf der Suche nach exotischen Schönheiten waren. In den folgenden Jahrzehnten war der Sextourismus auch die Leitlinie für die Stadtentwicklung. Heute besteht fast das komplette Zentrum Pattayas aus Massagesalons, Go-go-Bars und Stundenhotels.
Millionen von Touristen strömen jedes Jahr in die Sündenstadt – obwohl Prostitution offiziell verboten ist. Doch die Polizei schaut dem Treiben weiter zu. Zu viele Jobs hängen an der Sexindustrie.
Zwei englische Worte verwandelten Pattaya in den 1960er-Jahren von einem Fischerdorf in die Sex-Hauptstadt Südostasiens: Rest & Recreation – auf Deutsch Entspannung und Erholung. Während des Vietnamkriegs begannen die USA, Soldaten für den Fronturlaub nach Pattaya zu schicken. Die kriegsmüden Soldaten suchten nicht nur gutes Essen, sondern auch schnellen Sex. Unter den Einheimischen sprach sich herum, dass man in Pattaya gutes Geld verdienen kann.
Im Jahr 1975 zogen die Amerikaner ab – doch die Prostituierten blieben. Sie fanden genug andere Kunden aus dem Westen, die auf der Suche nach exotischen Schönheiten waren. In den folgenden Jahrzehnten war der Sextourismus auch die Leitlinie für die Stadtentwicklung. Heute besteht fast das komplette Zentrum Pattayas aus Massagesalons, Go-go-Bars und Stundenhotels.
Millionen von Touristen strömen jedes Jahr in die Sündenstadt – obwohl Prostitution offiziell verboten ist. Doch die Polizei schaut dem Treiben weiter zu. Zu viele Jobs hängen an der Sexindustrie.
Die Zahl der Schweizer Rentner in Thailand hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. 2505 AHV-Bezüger gaben im Jahr 2015 Thailand als Wohnsitz an – fast fünfmal mehr als ein Jahrzehnt davor. Damals waren erst 528 Rentner im Land des Lächelns angemeldet. Auffällig beliebt ist Thailand bei den Herren: von den aktuell 2505 Schweizer Thailand-Rentnern sind nur 444 Frauen.
Von 66 auf 374 Kinder in zehn Jahren
Dafür scheinen diese Grosspapis in Südostasien richtiggehend aufzublühen: Sie werden immer öfter noch mal Papi: Im Jahr 2005 bezuschusste die AHV gerade einmal 66 Kinder von Rentnern. Zehn Jahre später sind es bereits 374 Kinder.
Die Zahl der Schweizer Rentner in Thailand hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. 2505 AHV-Bezüger gaben im Jahr 2015 Thailand als Wohnsitz an – fast fünfmal mehr als ein Jahrzehnt davor. Damals waren erst 528 Rentner im Land des Lächelns angemeldet. Auffällig beliebt ist Thailand bei den Herren: von den aktuell 2505 Schweizer Thailand-Rentnern sind nur 444 Frauen.
Von 66 auf 374 Kinder in zehn Jahren
Dafür scheinen diese Grosspapis in Südostasien richtiggehend aufzublühen: Sie werden immer öfter noch mal Papi: Im Jahr 2005 bezuschusste die AHV gerade einmal 66 Kinder von Rentnern. Zehn Jahre später sind es bereits 374 Kinder.