In der Schweiz erhöhen Kinder oft das Risiko, in die Armut abzurutschen. Bei Schweizer Rentnern in Thailand ist das Gegenteil der Fall. Sie können dank ihrer Kinder fast schon ihren Lebensunterhalt bestreiten.
Grund: Zeugt ein AHV-Bezüger im Land des Lächelns ein Kind, bekommt er Zuschüsse von der AHV. Im Durchschnitt wurden letztes Jahr im Monat 791 Franken pro Rentner-Kind bezahlt, heisst es beim Eidgenössischen Finanzdepartement. In der Schweiz mag das nicht viel sein – anders in Thailand.
Kritiker sprechen von «Kinder-Farm»
«Ich kenne AHV-Bezüger, die nur wegen der Zuschüsse nochmal Kinder gezeugt haben», sagen denn auch verschiedene Schweizer Auswanderer. «Die verdienen sich eine goldene Nase.» Sogar der Begriff Kinder-Farm fällt. Auch Mitarbeiter des Bundes vor Ort kennen das Phänomen, wollen aber nicht zitiert werden.
Die Zahlen sprechen für sich. Wurden im Jahr 2005 erst 66 Rentner-Kinder unterstützt, sind es zehn Jahre später bereits 374, so die Zahlen des Bundesamts für Sozialversicherungen.
Im Jahr 2016 kosteten diese Thai-«Kinderrenten» gegen drei Millionen Franken, belegen Zahlen des Eidgenössischen Finanzdepartements. Zwar hat sich auch die Zahl der Rentner massiv erhöht – der Baby-Boom übersteigt den Auswanderungs-Boom aber deutlich.
Wo die Kinder leben, ist egal
Rechtlich ist dies korrekt, sagt Markus Odermatt, Leiter Direktionsstab Zentrale Ausgleichsstelle in Genf: «Die AHV-Kinderrenten sind nicht kaufkraftbereinigt. Das heisst, sie werden unabhängig davon berechnet, wo das Kind lebt. Dies deshalb, weil die Beiträge in der Schweiz und in Schweizer Franken eingezahlt wurden.»
Trotzdem bleibt Thailand ein Extremfall. Denn: Von den aktuell 2505 AHV-Bezügern in Thailand sind nur 444 weiblich. Und: Die älteren Herren kommen – wohl auch wegen den regelmässigen AHV-Zahlungen – bei thailändischen jungen Frauen relativ gut an. Der Babyboom dürfte also nicht so bald abreissen.