Walter Hitz (91) aus Untersiggenthal AG sitzt im Rollstuhl vor seinem Bungalow in Chiang Mai. Die Stadt liegt im Norden von Thailand. Ein leichter Wind macht die Temperatur einigermassen erträglich. «Anfangs hatte ich Mühe mit der Hitze», sagt der Rentner aus dem Aargau. Seine Heimat liegt rund 8500 Kilometer entfernt. Sein neues Zuhause: das Altersheim Vivo bene.
Hitz ist einer von vielen. Immer mehr Schweizer verbringen ihren Lebensabend unter Palmen. Viele erleben einen zweiten Frühling, zeugen sogar noch mal Kinder (siehe Box). Und bleiben dann auch im Land des Lächelns. Bis zum letzten Atemzug. Der Markt für Schweizer Pflege- und Altersheime wächst stetig. Und weil die Auswanderer immer älter werden, sind auch intensivere Betreuungsstufen gefragt.
Spezialisierung auf Demenzkranke
Im Vivo bene hat man sich seit 2014 auf demenzkranke Schweizer spezialisiert. «Momentan haben wir elf Pflegepatienten. Tendenz steigend», sagt Heimchef Roger Holzer (48), der aus Liestal stammt. Hinzu kommen sechs Rentner, die keine Pflege benötigen und ihren Lebensabend einfach an der Wärme verbringen möchten.
Die Zahl der Schweizer Rentner in Thailand hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. 2505 AHV-Bezüger gaben im Jahr 2015 Thailand als Wohnsitz an – fast fünfmal mehr als ein Jahrzehnt davor. Damals waren erst 528 Rentner im Land des Lächelns angemeldet. Auffällig beliebt ist Thailand bei den Herren: von den aktuell 2505 Schweizer Thailand-Rentnern sind nur 444 Frauen.
Von 66 auf 374 Kinder in zehn Jahren
Dafür scheinen diese Grosspapis in Südostasien richtiggehend aufzublühen: Sie werden immer öfter noch mal Papi: Im Jahr 2005 bezuschusste die AHV gerade einmal 66 Kinder von Rentnern. Zehn Jahre später sind es bereits 374 Kinder.
Die Zahl der Schweizer Rentner in Thailand hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. 2505 AHV-Bezüger gaben im Jahr 2015 Thailand als Wohnsitz an – fast fünfmal mehr als ein Jahrzehnt davor. Damals waren erst 528 Rentner im Land des Lächelns angemeldet. Auffällig beliebt ist Thailand bei den Herren: von den aktuell 2505 Schweizer Thailand-Rentnern sind nur 444 Frauen.
Von 66 auf 374 Kinder in zehn Jahren
Dafür scheinen diese Grosspapis in Südostasien richtiggehend aufzublühen: Sie werden immer öfter noch mal Papi: Im Jahr 2005 bezuschusste die AHV gerade einmal 66 Kinder von Rentnern. Zehn Jahre später sind es bereits 374 Kinder.
«Wegen der tiefen Personalkosten können wir unseren Patienten 24 Stunden eine Eins-zu-eins-Betreuung anbieten. Für maximal 3100 Franken im Monat», rechnet er vor. In der Schweiz kostet ein durchschnittlicher Pflegeplatz rund 8700 Franken. Eine vergleichbare Pflegestufe wie im Vivo bene würde sogar um die 15'000 Franken kosten, rechnet Holzer vor.
Kritik am Konzept
Trotzdem ist das Konzept nicht unumstritten. Von Schweizer Demenz-Stellen hagelte es anfänglich Kritik: «Sogar der Begriff ‹Deportation von Kranken› ist gefallen», sagt Pflegechefin Doris Knecht. Tatsächlich zeigt sich etwa Alzheimer Schweiz mässig erfreut über das Konzept.
«Kritisch ist, wenn die Pflege im Ausland, nur um Kosten zu sparen, in Erwägung gezogen wird, ohne auf das Wohl der Betroffenen zu achten», heisst es auf Anfrage. Wenn der Patient Land und Leute nicht kenne, falle das erschwerend ins Gewicht.
Diese Kritik kann Knecht (65), die früher in Kirchdorf AG lebte, nicht verstehen: «Was heisst denn ‹zu Hause› sein, wenn man kein Gedächtnis mehr hat?» Viel wichtiger sei, dass man die Patienten mit Respekt behandle: «Und dieser Respekt gegenüber dem Alter ist in der thailändischen Kultur tief verwurzelt.» Dazu kommt: «Auch in der Schweiz arbeiten im Pflegebereich viele Ausländer», sagt Knecht. Ausserdem bietet man den Bewohnern Swissness en masse: vom Interieur bis zur Speisekarte.
Thailand für immer
Das gefällt auch Walter Hitz. Gemütlich lässt er sich mit seinem Rollstuhl durch den weitläufigen Gartenpark schieben. Manchmal gärtnert er sogar dabei: «Die lassen mich hier alles ausreissen, ohne zu reklamieren», freut sich der Rentner.
Liselotte Gasche (80) verbringt drei Wochen zum Schnuppern in Thailand und überlegt sich, in Zukunft hier zu überwintern. Die Seniorin hat eine klare Sicht der Dinge: «Wenn ich mir die Annehmlichkeiten hier anschaue, ist klar, dass ein Schweizer Altersheim für mich nicht in Frage kommt.»