Immer wieder lobt der russische Präsident Wladimir Putin (70) die russische Kultur und den einzigartigen Patriotismus des Landes. Doch die Liebe zur Heimat bedeutet für viele Männer trotzdem nicht, ihr Leben im Ukraine-Krieg zu riskieren. Putins Propagandaversuche gehen nicht ganz auf. Und so fehlt es dem Kreml-Chef an neuen Kämpfern für den Krieg.
Jetzt versucht das Verteidigungsministerium, nicht nur mit Geld zu locken, sondern auch mit Wertvorstellungen zu spielen. Am Dienstag veröffentlichte die Behörde einen entsprechenden Werbeclip.
In dem Video sieht man einen Security-Mitarbeiter im Supermarkt. «Ist das die Art von Verteidiger, von der du geträumt hast?», wird zum Bild eingeblendet, bevor sich der Wachmann in einen Soldaten an vorderster Front verwandelt. Auf der Tarnkleidung prangen ein Z und die russische Flagge.
Die nächste Szene zeigt einen Fitnesstrainer, der gerade einen Kunden beim Gewichtheben betreut. «Ist das etwa deine Stärke?» steht dort in Grossbuchstaben. Auch er ist in der nächsten Szene nicht mehr im Sportsaal, sondern an der Front zu sehen. Das Gleiche passiert mit einem Taxifahrer: «Wolltest du etwa diesen Weg gehen?»
Klare Botschaft: Sei ein Mann und kämpfe
Am Ende sieht man die Männer in Schutzmontur auf einem Feld. «Du bist doch ein Mann, also sei einer!» steht dort. Dann folgt die Aufforderung, sich für den Vertragsdienst anzumelden. Ausserdem verspricht das Video einen Monatslohn von mindestens 204'000 Rubel, also umgerechnet rund 2230 Franken. Der Durchschnittslohn in Moskau beträgt laut Vergleichswebseite Ceicadata 110'600 Rubel, also fast 1160 Franken. In anderen Regionen schrumpft der Betrag teilweise auf die Hälfte.
Für den Clip wurden nicht etwa beliebige Laienschauspieler engagiert. Wie der Telegram-Channel «Agenstwo» schreibt, hat das Verteidigungsministerium den Belarussen Maxim Schalypin für die Rolle des Fitnesstrainers verpflichtet. Er spielte auch schon in einem Musikvideo des russischen Popsängers Egor Kreed (28) mit und hat Schauspielrollen in verschiedenen Serien und Filmen – sein Gesicht ist in Russland bekannt. Schalypin lebt heute in Moskau.
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Doch auch Michail Morosow spielt eine Rolle im Video – als Taxifahrer. 2014 noch verurteilte er die Aggressionen gegen die Ukraine und schrieb auf dem sozialen Netzwerk «VKontakte», dass diese Aktionen einen «Bruderkrieg» anzetteln würden. Jetzt teilte er den Werbespot auf der gleichen Seite.