Schwerstes Geschütz der Welt
Ukrainer setzen Sowjet-Maschine gegen Putins Truppen ein

Das grösste Artilleriegeschütz der Welt, der 2S7 Pion, ist im Krieg zwischen der Ukraine und Russland auf beiden Seiten im Einsatz. Die Ukraine erhofft sich, mit dem Koloss viele Erfolge gegen Russland verzeichnen zu können.
Publiziert: 02.09.2022 um 10:38 Uhr
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Aktualisiert: 02.09.2022 um 11:37 Uhr
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Die Ukraine setzt nahe Charkiw das riesige Artilleriegeschütz 2S7 Pion ein.
Foto: AFP

2S7 Pion, die Pfingstrose. Der zart anmutende Name täuscht. Dahinter versteckt sich das schwerste konventionelle Artilleriegeschütz der Welt. Der 46-Tonnen-Koloss ist nun auf ukrainischer Seite in Charkiw im Einsatz. «Die russischen Besatzer bekommen das ganz schön zu spüren», sagt ein Batteriekommandeur zur «Welt».

Für ihn ist klar: Mit dem 2S7 könnte die Ukraine tatsächlich Putins Truppen in Bedrängnis bringen und die Schlacht für sich entscheiden. Und die Haubitze zeigt auch, dass nicht nur westliche Waffen zu Erfolgen führen, sondern auch die eigenen Geschütze den Weg in Richtung Sieg ebnen können.

Nicht nur bei der Grösse, sondern auch bei der Munition wirken andere Panzer neben diesem Goliath wie David: Die Geschosse des Monstrums können bis zu 37 Kilometer weit fliegen, die Reichweiten gesteigerte Munition sogar 47 Kilometer. Der mechanische Lader der Waffe ermöglicht eine Feuergeschwindigkeit von zwei Schuss pro Minute. Auf der 2S7 können vier Schuss mitgeführt werden, auf der verbesserten Version 2S7M Malka acht Schuss.

Putins Truppen haben 320 Geschütze im Besitz

Entwickelt wurde die riesige Maschine in den 70er-Jahren in der Sowjetunion und seither mehrfach modernisiert. Abgesehen von der Ukraine und Russland wird das System allerdings nur noch von einer Handvoll anderer Staaten genutzt, darunter Georgien und Usbekistan.

Ihr Gegenstück im Nato-Arsenal war lange Zeit die 203-mm-Haubitze M110, von vielen Staaten – wie Deutschland und den USA – wurden diese aber in den 90er-Jahren ausgemustert.

Doch auch Russland ist im Besitz von sogenannten Pfingstrosen-Geschützen. 320 Stück haben Putins Truppen in petto, wie Zahlen von Military Balance 2021 zeigen. Wie viele davon tatsächlich im Einsatz in der Ukraine stehen, ist aber nicht bekannt. Die ukrainischen Streitkräfte nennen 100 Pfingstrosen ihr Eigen.

Kaum möglich, Russlands Artillerie quantitativ zu übertreffen

Es ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Ukraine und Russland zwar über beinahe identische Artilleriesysteme verfügen, Russland die Ukraine in Sachen Einheiten und Menge aber klar in den Schatten stellt. «Russland übertraf mengenmässig die Ukraine bei der Geschützartillerie um das Fünffache und bei den Raketenwerfern um das Siebenfache», sagt der ukrainische Militäranalyst Wolodymyr Datsenko zur «Welt».

Auch in Zukunft sei es kaum möglich, Russlands Artillerie quantitativ zu übertreffen, so Datsenko weiter. Denn: Viele europäische Partner der Ukraine seien gar nicht mehr im Besitz grosser Mengen von Artilleriegeschützen – man setze lieber auf Flugzeuge und Langstreckenwaffen. «Das einzige Land unter den Partnern der Ukraine, das über einen ausreichend grossen Artilleriebestand verfügt, sind die USA. Es liegt aber auf der Hand, dass sie nicht ihre gesamte Artillerie übergeben können.» (chs)

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