Blick in Putins Arsenal
Welche Waffen bereits im Einsatz waren – und welche noch folgen könnten

Im Krieg gegen die Ukraine benutzt die russische Armee eine Vielzahl an Waffen. Allerdings schlummern in der Waffenkammer Putins noch weitere Raketen und Bomben, die noch nicht zum Einsatz gekommen sind. Eine Übersicht.
Publiziert: 22.03.2022 um 19:47 Uhr
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Aktualisiert: 23.03.2022 um 10:16 Uhr
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Der Flammenwerfer TOS-1 ist sehr gefährlich.
Foto: Twitter/RALee85
Chiara Schlenz

Seit beinahe einem Monat kämpfen russische Streitkräfte mit schweren Geschützen gegen die Ukraine. Viele Waffen wurden bereits eingesetzt, darunter Raketen, Bomben und weitere Geschosse. Trotzdem scheint die russische Waffenkammer noch lange nicht leer zu sein.

Das Arsenal der Armee ist riesig und reicht von schwer bewaffneten Panzern, über Flugzeuge und Kampfschiffe bis hin zu gefährlichen Raketensystemen. Auch nukleare Bomben sowie Bio- und Chemiewaffen sollen noch auf ihren Einsatz warten.

Welche Waffen bereits im Einsatz gegen die Ukraine waren

Unter anderem schickte der russische Präsident Wladimir Putin (69) bereits Panzer des Typs 2S7 Pion in die Ukraine. Dabei handelt es sich um das schwerste konventionelle Artilleriegeschütz der Welt. Es wiegt rund 46 Tonnen. Die Geschosse des Monstrums können mehrere Kilometer weit fliegen. Das Geschütz ist nur eine halbe Minute nach Abschuss wieder einsatzbereit. Und: Russland verfügt über 72 dieser riesigen Geschütze.

Auch eine Handvoll russische Mehrfachraketenwerfer werden in der Ukraine eingesetzt. Zum Beispiel der TOS-1. Die Raketen, von denen 24 gleichzeitig abgefeuert werden, können mit einem thermobarischen Sprengkopf ausgerüstet werden. Diese erzeugen Druck- und Hitzewellen und lösen so schwerste Verbrennungen bei den Opfern aus. Zudem findet die Detonation auch in einem grösseren Raumvolumen ab. Der Einsatz von Brandwaffen ist in dem völkerrechtlichen Vertrag nicht unter allen Umständen verboten, aber an strenge Voraussetzungen geknüpft. Denn der TOS-1 hat nur einen Zweck: maximale Zerstörung.

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In der Ukraine kommen offenbar auch 9M79-Raketen zu Einsatz, die mit einem Splittergefechtskopf bestückt sind. Die Streumunition explodiert normalerweise in der Luft und lässt Dutzende oder Hunderte also Mini-Bomben, über einem Gebiet abregnen, das in etwa so gross wie ein Fussballfeld ist. Jedes dieser Bomben entspricht 1,45 Kilogramm Sprengstoff und zersplittert in 316 Teile.

Erst kürzlich soll auch die Hyperschall-Rakete «Kinschal» in der Ukraine zum Einsatz gekommen sein. Diese Rakete zu stoppen sei laut US-Präsident Biden (79) «fast unmöglich». Nach russischen Angaben fliegen die etwa acht Meter langen Raketen extrem schnell und extrem hoch, bleiben dabei aber manövrierfähig. Sie sind daher nur sehr schwer abzufangen. Ein Einsatz dieser Rakete wurde von westlicher Seite allerdings noch nicht direkt bestätigt.

Und welche Waffen noch folgen könnten

Zu den russischen Abschreckungswaffen gehören allerdings nicht nur herkömmliche Raketensysteme, sondern auch «Dual-Use-Raketen», die noch auf ihren Einsatz warten. Experte Ulrich Kühn, Nuklearexperte an der Universität Hamburg, erklärt gegenüber dem «Bayerischen Rundfunk»: «Das sind Raketen, die man sowohl für herkömmliche konventionelle Sprengköpfe einsetzen könnte als auch für Nuklearwaffen. Putin könnte unter Umständen auch solche Waffen gegen den Westen, gegen die Nato einsetzen, um einen Krieg zu eskalieren». So ist unter anderem der neue russische Bomber Tu160M kernwaffenfähig.

Auch Mini-Atombomben könnten auf russischer Seite zum Einsatz kommen. Da es keine Rüstungskontrollverträge für die kleineren Sprengköpfe gibt, können atomare Supermächte wie Russland so viele herstellen und einsetzen, wie sie wollen. Russland soll von diesen bereits 2000 Stück besitzen.

Biden warnte zuletzt am Montag vor dem Einsatz von Bio- und Chemiewaffen auf russischer Seite. Die Russen würden «behaupten, dass die Ukraine biologische und chemische Waffen» hat, so der US-Präsident. Das sei «ein klares Zeichen» dafür, dass der russische Präsident Wladimir Putin «den Einsatz beider Waffen in Erwägung zieht».

Allerdings wurde die Existenz solcher Waffen noch nicht nachgewiesen – zumindest offiziell hat Russland im September 2017 den letzten chemischen Sprengstoff in seinem Besitz zerstört. Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen bestätigte damals die Vernichtung aller russischen Chemiewaffen und gratulierte Russland, das somit chemiewaffenfrei ist.

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Angst vor Atombomben-Einsatz steigt

Der Westen fürchtet sich zunehmend vor einem nuklearen Angriff Russlands auf die Ukraine. Weltweit gibt es laut dem «Bayerischen Rundfunk» gegenwärtig 12'705 atomare Sprengkörper. Beunruhigend: Ein Grossteil dieser Atomwaffen befindet sich in den Händen Russlands – laut Forschern der «Federation of American Scientists» sind es insgesamt 5'977.

Nukleare Waffen lassen sich in drei Kategorien aufteilen: ausgemustert, taktisch und strategisch. Jeder vierte russische Sprengkörper ist ausgemustert, aber intakt. Rund ein weiteres Viertel (1588) der russischen Atomwaffen zählt zu den strategischen Waffen. Die Interkontinentalraketen, auf denen diese Sprengkörper installiert werden können, haben eine Reichweite von bis zu 18'000 Kilometern. In der Theorie könnte Russland damit also beinahe jedes Ziel auf der Welt erreichen.

Von der dritten Kategorie, den strategischen atomaren Sprengkörpern, besitzt Russland laut dem «Nuclear Notebook» 2889 Stück. «Die haben einen kleineren Gefechtskopf, sind aber natürlich immer noch nukleare Waffen und würden auf entsprechende Trägersysteme mit mittlerer und kürzerer Reichweite montiert werden», so Kühn. Ein Lager dieser Waffen befinde sich direkt an der Grenze zur Ukraine.

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