Geheimwaffe machts möglich
Darum kann Putin die ukrainischen Drohnen kaum stoppen

Die Ukrainer kämpfen mit der türkischen Billigdrohne Bayraktar TB-2. Trotz der relativ schwachen Leistung dieser Drohnen scheinen sich russische Truppen an den unbemannten Flugobjekten die Zähne auszubeissen. Das hat mehrere Gründe.
Publiziert: 21.03.2022 um 22:11 Uhr
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Aktualisiert: 22.03.2022 um 12:18 Uhr
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Die Ukrainer setzen im Krieg gegen Russland die türkische Bayraktar TB-2 ein. Ein kluger Schachzug.
Foto: Getty Images

Russland führt seit bald vier Wochen Krieg gegen die Ukraine. Allerdings halten sich die Erfolge der Bodentruppen, trotz brutaler Angriffe auf zivile Ziele, in Grenzen. Die russische Armee kommt nur stockend voran. Auch die fehlende Luftüberlegenheit russischer Kampfjets über der Ukraine scheint der Offensive Mühe zu bereiten.

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Beginnt Kreml-Chef Wladimir Putin (69) aus diesem Grund nun eine Drohnenoffensive in der Ukraine? Für Federico Borsari, Experte für unbemannte Flugzeuge beim European Council on Foreign Relations (EFCR), ist das naheliegend, wie er gegenüber dem «Spiegel» erklärt. Russland habe bereits eine Vielzahl am bemannten Kampfjets verloren. Das koste viel Geld und Menschenleben – Drohnen hingegen seien sehr billig.

Allerdings gibt es auch hier Probleme: Einerseits hinkt Russland in Sachen Drohnentechnologie anderen Nationen hinterher, andererseits haben die Ukrainer mit der türkischen Billigdrohne Bayraktar TB-2 ein unerwartetes Ass im Ärmel.

Zwei Möglichkeiten, die Billigdrohne am Einsatz zu hindern

Mit einer Spannweite von 12 Metern, einer Höchstgeschwindigkeit von 130 Kilometern pro Stunde und einer Nutzlast von 55 Kilogramm gehört die TB-2 eher zu den kleineren Exemplaren ihrer Art. Und trotzdem verbucht die Ukraine dank der TB-2 immer wieder Erfolge gegen russische Einheiten. Doch wie kann Putin den Einsatz dieser Drohne gegen seine Armee stoppen?

Justin Bronk, Experte für Luftstreitkräfte am Royal United Services Institute for Defence and Security Studies (RUSI), erklärt gegenüber dem «Spiegel»: «Es gibt vor allem zwei Möglichkeiten, Drohnen wie die TB-2 am Einsatz gegen eine moderne Armee zu hindern. Die erste besteht darin, sie mit Boden-Luft-Raketensystemen (SAM) oder Kampfflugzeugen abzuschiessen. Die zweite ist die elektronische Kriegsführung».

Da die russische Armee in der Regel über eine grosse Anzahl von Boden-Luft-Raketen und starke Fähigkeiten der elektronischen Kriegsführung verfüge, liegt die Annahme nahe, dass die Neutralisierung der ukrainischen TB-2-Drohnen für die Russen ein Leichtes sein sollte. Dem ist allerdings nicht so, wie Bronk erläutert.

Die TB-2-Drohnen haben aufgrund ihrer geringen Grösse auch einen geringen Radarquerschnitt, erklärt der Experte. «Da sie auch nur relativ langsam unterwegs sind, könnten einige ältere Flugabwehrradare Schwierigkeiten haben, sie zuverlässig zu entdecken und zu verfolgen – zumindest, wenn die Betreiber ihre Standardsuchmodi nicht ändern. Denn die sind normalerweise für schnelle Jets oder Raketen optimiert.»

Russland setzt vermehrt auf unterschiedliche Drohnen

Die russischen Streitkräfte scheinen nun auf die gleichen Methoden setzen zu wollen und verwenden nun vermehrt Drohnen im ukrainischen Luftraum. Allerdings scheint es sich dabei vorerst nur um Tests zu handeln, um herauszufinden, ob und wenn ja, wie die Technik auf dem Schlachtfeld im Nachbarland konkret von Nutzen sein könnte.

Gesichtet wurden bereits die Orlan-10, eine kleine Aufklärungsdrohne, der «technische Dinosaurier» Tupolew TU-141, der ganze 14 Meter misst, und das unbemannte Spähflugzeug Forpost – eine russische Weiterentwicklung der israelischen Searcher-Drohne. Auch die Firma Kalaschnikow, die traditionsreiche Waffenschmiede, bekannt durch das berühmt-berüchtigte Sturmgewehr AK47, ist mit der KUB-E vertreten.

Der vermehrte Einsatz von Drohnen auf russischer Seite lässt vermuten: Die bisherige Wirksamkeit der TB-2 wird nicht mehr von langer Dauer sein, so Experte Bronk. «Sie ist sicherlich keine Wunderwaffe. In den kommenden Wochen, wenn sich die russische Luftabwehr weiter verbessert und elektronische Kampffahrzeuge in der Nähe der Front auftauchen, wird ihre Wirksamkeit wahrscheinlich zunehmend eingeschränkt sein.» (chs)

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