Zwischen 2017 und 2018 verging sich der US-Amerikaner Christopher B.* (20) an insgesamt vier Mädchen. Es geht dabei um Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe. B. und seine Opfer waren damals alle unter 18 Jahre alt, das jüngste Mädchen war erst 15. Alle Taten fanden im Elternhaus von B. statt – ein grosses Anwesen in einer wohlhabenden Gegend im US-Bundesstaat New York.
Obwohl sich B. schuldig bekennt, muss er nicht hinter Gitter. Der Grund: Laut dem Richter sei eine Haftstrafe nicht angemessen.
Den Täter nicht davonkommen lassen
Während der Verhandlungen hatte eines der Opfer vor Gericht ausgesagt. Die damals 16-Jährige wurde 2018 von B. vergewaltigt. Ihre Schilderungen sind dramatisch: Während des sexuellen Übergriffs hätte sie geweint und sie sich auf eine Pflanze in seinem Zimmer konzentriert, um sich abzulenken, heisst es in den Gerichtsdokumenten. B. soll dabei gesagt haben, dass sie aufhören solle, sich wie ein Baby zu aufzuführen.
Das Opfer von B forderte das Gericht auf, den Täter nicht davonkommen zu lassen, um so andere Mädchen in Zukunft zu schützen.
Als Sexualstraftäter registriert
Dennoch liess der Richter Milde walten. «Es scheint mir, dass eine Strafe, die eine Inhaftierung oder eine teilweise Inhaftierung beinhaltet, nicht angemessen ist, also werde ich sie zu einer Bewährungsstrafe verurteilen», sagte er am Dienstag vor Gericht, wie der Fernsehsender WKBW berichtet. B. wurde lediglich zu acht Jahren auf Bewährung verurteilt. Zudem wird er als Sexualstraftäter registriert.
Das Urteil sorgt für heftige Kritik. «Wenn er kein weisser Angeklagter aus einer reichen und einflussreichen Familie wäre, wäre er meiner Meinung nach sicherlich zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden», sagte einer der Opfer-Anwälte nach dem Urteil. Auch der Bezirksstaatsanwalt kritisierte die fehlende Haftzeit in der Strafe. Fragen wirft auch ein psychologisches Gutachten auf, laut dem der Angeklagte ein «überdurchschnittliches Risiko» für einen Rückfall hat.
B. kommt aus reichem Elternhaus, besuchte bis zu dem Vorfall eine teure Privatschule. Sein Vater ist ein erfolgreicher Anwalt in einer Kanzlei.
Zwei Menschen erschossen
Es ist nicht das erste Skandal-Urteil in den USA. Kürzlich sorgte der Prozess von Kyle Rittenhouse für Aufsehen. Der 18-Jährige hatte bei den Black-Life-Matters-Protesten im Jahr 2020 zwei Menschen erschossen und wurde nun von einem Geschworenengericht im US-Bundesstaat Wisconsin freigesprochen.
Daraufhin kam es in mehreren Städten zu Protesten. Befürchtete Ausschreitungen grösseren Ausmasses blieben aber aus. (bra)
*Name bekannt