Auf einen Blick
- «Sancta» sorgt für Aufregung in Stuttgart
- Schweizerin Annina Machaz spielt nackt weiblichen Jesus und Adam
- Die Zürcherin sieht Nacktheit als Kostüm und fühlt sich nicht ausgebeutet
- Choreografin Florentina Holzinger inszeniert Sex, Gewalt und Blut
- 18 Besucher benötigten medizinische Hilfe, drei den Notarzt
Kein Theater für schwache Nerven: Die Oper «Sancta» in Stuttgart geht offenbar auch an Hartgesottenen nicht spurlos vorbei. In krassen Szenen mit sexueller Gewalt und schmerzhaften Stunts spielt ausgerechnet eine Schweizerin eine Hauptrolle: Die Zürcherin Annina Machaz (39) stellt splitternackt einen weiblichen Jesus dar – und baumelt in einer zweiten Rolle als Adam nackt von der Decke.
Die in Stuttgart aufgeführte Oper ist in der Tat der nackte Wahnsinn – und mittendrin Machaz, die an der Hochschule der Künste in Bern Schauspiel studierte. Mit Nacktheit auf der Bühne scheint sie keine Probleme zu haben. Dem «Tages-Anzeiger» sagte sie – lange vor ihrer Rolle in «Sancta», sie sehe in der nackten Haut lediglich eine Art von Kostüm.
Oper warnt Publikum
«Sancta»-Choreografin Florentina Holzinger (38) hat die in Zürich geborene und aufgewachsene Machaz nicht zum ersten Mal mit im Ensemble. Schon im Bühnenstück «Tanz», das im November 2023 in Zürich zu sehen war, wurde eine Performerin von Machaz, die eine Hexe spielte, mit einem Seil in die Höhe gehoben – mit Ösen, die zuvor ins nackte Rückenfleisch der Performerin getrieben wurden.
Schon damals verliessen Zuschauer wütend den Saal. In Stuttgart kamen solche mit schwächeren Nerven erst gar nicht mehr dazu, die Türen hinter sich zuzuknallen: Bei den beiden Aufführungen von «Sancta» am Wochenende mussten 18 Besucher von Sanitätern versorgt werden. Drei brauchten den Notarzt.
«Frauen können alles tun»
Die Stuttgarter Staatsoper warnt «Sancta»-Besucher ausdrücklich vor Sex, Gewalt, echtem Blut und Verwundungen. Mit der Darstellung radikaler Praktiken und blutiger Szenen hat Machaz keinerlei Mühe. Gerade als Frau sehe sie sich damit nicht ausgebeutet oder blossgestellt, sie sieht sich auch nicht als Feministin. «Ich bin so erzogen worden, dass Frauen alles tun können», sagte sie dem «Tages-Anzeiger». «Ich habe mich auch nie benachteiligt gefühlt.» Das Vorbild ihrer Mutter, einer erfolgreichen Geschäftsfrau, sei zu stark.
Ansturm auf Tickets
Die Brutalo-Aufführung wirkt offenbar nicht abschreckend auf Ticketverkäufe. Die verbleibenden fünf Aufführungen mit 7000 Plätzen sind so gut wie ausverkauft. Wie es von Staatsoper gegenüber der «Bild» hiess, hätten «plötzlich Leute eine Karte gekauft, die vielleicht noch nie in einer Oper waren – darunter auch besonders viele junge Menschen».
Auf der Homepage der Oper, die unter dem Ansturm von Aufrufen immer wieder zusammenbricht, wird Besuchern auch nicht zu wenig versprochen: «Einen solchen Abend gab es im Stuttgarter Opernhaus noch nie – radikal und sinnlich, poetisch und wild. Empfohlen allen Zuschauern, die wagemutig auf der Suche nach neuen Theatererfahrungen sind.»