Sie wollten Details zur Leiche ihres Grosis
Britische Opfer-Familie bietet Killer 45'000 Franken

Weil sie wissen wollte, was mit der Leiche ihrer Verwandten passiert ist, hat eine britische Opfer-Familie dem Entführer fast 50'000 Franken angeboten. Nach über 50 Jahren in Ungewissheit wollten sie endlich wissen, was mit ihrer Grossmutter geschehen ist.
Publiziert: 30.11.2023 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 01.12.2023 um 16:07 Uhr
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Vor über 50 Jahren wurde Muriel M. entführt. Was mit ihrer Leiche geschah, wusste die Familie bis heute nicht. Also boten sie einem der Täter viel Geld für ein Geständnis.
Foto: Zvg

Nicht selten kommt es vor, dass Angehörige von Opfern schwerer Delikte eine Schmerzensgeld-Zahlung erhalten. In einem Fall aus Grossbritannien war es allerdings genau umgekehrt: Die Opfer-Familie hat dem Killer ihrer Verwandten umgerechnet 45'000 Schweizer Franken geboten.

Der Grund: Sie wollten von Nizamodeen H.* wissen, was mit der Leiche ihrer Verwandten Muriel M.* (†55) genau passiert ist. «Es schien unsere letzte Chance zu sein, jemals herauszufinden, was mit meiner Grossmutter geschehen ist», so der Enkel zu «Sky News». H. hatte Muriel zusammen mit seinem Bruder vor über 50 Jahren entführt und getötet.

Muriel soll an Herzinfarkt gestorben sein

Für die Bluttat wurde Nizamodeen H. verurteilt und sass jahrelang hinter Gittern. Bis vor Kurzem hüllte er sich in Schweigen, was Muriels Schicksal anbelangt.

Das änderte sich jedoch schlagartig, als ihm die Opfer-Familie den 45'000-Franken-Vertrag anbot. Da er mit dem Betrag verhindern konnte, in die Armut abzurutschen, unterzeichnete er sofort.

Schliesslich enthüllte er, dass Muriel M. auf einer Farm in Hertfordshire nördlich von London gestorben sei. Diese habe seinem Bruder Arthur gehört. Sie habe wenige Tage, nachdem sie 1969 entführt und gegen ein Lösegeld von einer Million Pfund festgehalten wurde, angeblich einen Herzinfarkt erlitten, woran sie schliesslich auch gestorben sei.

Jetzt zeigt sich der Killer reumütig

Im Gespräch mit der Familie bot H. gar der Tochter und dem Enkel der Verstorbenen an, ihnen den genauen Ort zu zeigen, wo Muriels Überreste liegen. 

Obwohl die Tat inzwischen über 50 Jahre zurückliegt, macht ihm die Tat bis heute zu schaffen. «Jetzt darüber zu sprechen, bricht mir das Herz. Ich war jung, 22, ich habe den Schmerz nicht so empfunden, wie ich ihn jetzt empfinde», so der Mann gegenüber «Sky News».

Die Gewissensbisse waren so gross, dass er das Geld am Ende ablehnte. «Ich will das Geld nicht. Geld war nicht mein Ziel, sondern Seelenfrieden.»

Folgenreiche Verwechslung

Doch wieso haben H. und seinen Bruder Muriel M. damals überhaupt entführt? Sie war damals die Frau des Zeitungsmanagers Alick M.*, der gleichzeitig als Stellvertreter des Pressebarons Rupert Murdoch (92) tätig war. 

An dem Tag der Entführung hatten H. und sein Bruder Muriel M. mit Murdochs erster Frau, Anna Murdoch, verwechselt und schliesslich eine Lösegeld-Forderung gestellt. Wenige Tage lang gelang es den Brüdern, der Polizei zu entkommen. Schliesslich konnten sie jedoch auf der Farm verhaftet werden – von Muriel M. fehlte aber nach wie vor jede Spur. Was mit ihr geschehen war, blieb bis vor Kurzem ein gut gehütetes Geheimnis. (dzc)

*Namen bekannt

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