Seit sieben Wochen dauert Wladimir Putins (69) Krieg gegen die Ukraine an. Die russischen Soldaten attackieren nicht nur militärische Ziele, wie der Kreml immer wieder behauptet, sondern auch die ukrainische Zivilbevölkerung.
Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, wurden in Jahidne, einem Dorf 140 Kilometer von Kiew entfernt, über 300 Dorfbewohnerinnen und -bewohner von russischen Soldaten in einen Schulkeller gesperrt.
Mit der Waffe in den Keller gezwungen
Die Menschen berichten, wie sie mit vorgehaltener Waffe in den Keller gezwungen wurden, nachdem die Russen Anfang März die Kontrolle über das Gebiet um die nördliche Stadt Tschernihiw übernommen hatten.
Nach Wochen voller Entbehrungen in Gefangenschaft starben die ersten von ihnen. Die Überlebenden haben ihre Namen dokumentiert. Auf der rechten Seite des Kellers stehen die Namen der 18 Menschen, die wegen der Bedingungen im Keller gestorben waren. Links die Namen jener Menschen, die von russischen Soldaten getötet wurden.
«Erst ist ein alter Mann in meiner Nähe gestorben, dann seine Frau», sagt Valentina Saroyan zu AP, als sie Journalisten den Keller zeigt. Sie erzählt, wie eine weitere Frau und ein Mann in unmittelbarer Nähe von ihr im Keller starben.
Nachbarn mussten Leichen beisetzen
Die Gefangenen hätten Tag und Nacht dort unten bleiben müssen, erzählt Saroyan. «Ausser in den seltenen Fällen, in denen draussen auf offenem Feuer gekocht wurde oder wir die Toilette benutzen durften.»
Weil die Menschen im Keller einer nach dem anderen starben, mussten Nachbarn der Schule die Leichen in einem Massengrab auf einem nahe gelegenen Friedhof beisetzen.
Die Überlebenden berichten zudem von brutalen Misshandlungen. Etwa Svitlana Baguta: Sie erzählt, wie ein russischer Soldat, der «entweder betrunken oder high» war, sie mit vorgehaltener Waffe habe aus einer Flasche trinken lassen. «Er richtete die Waffe auf meine Kehle, stellte die Flasche ab und sagte: ‹Trink›.»
Russen hinterliessen Blindgänger und Trümmerhaufen
Die russischen Streitkräfte sollen das Dorf Anfang April verlassen haben. Im Rahmen des Rückzugs aus der Nordukraine, den das russische Militär in Erwartung einer grossen Offensive im Osten angeordnet hatte.
Eine auf eine Wand der Schule in Jahidne gekritzelte Nachricht kennzeichnet den 1. April als den letzten Tag der russischen Anwesenheit. Im Dorf hinterliessen die Russen Blindgänger, zerstörte russische Fahrzeuge und Trümmer.
Dorf für Dorf, Stadt für Stadt stossen die Ukrainer in den Gebieten, aus denen sich die Russen zurückgezogen haben, auf immer neue Grausamkeiten. In der ukrainischen Stadt Butscha haben russische Soldaten nach ihrem Abzug ein Massaker hinterlassen. Mindestens 300 Zivilisten wurden ermordet. Weitere solch grausame Entdeckungen werden befürchtet. (oco)