Um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen, blockieren Aktivisten immer wieder Strassen. Im Gegensatz zu Zürich, wo die Aktionen stets schnell von der Polizei beendet wurden, beweisen die Aktivisten in Grossbritannien mehr Sitzfleisch. Tagelang blockieren sie Strassen, lassen sich auch von über hundert Verhaftungen nicht einschüchtern. Und sorgen bei Lenkern für rote Köpfe.
So auch bei Sherrilyn Speid (34). Sie rastete aus. Ein Video zeigt, wie die Mutter eines Sohnes (11) am 13. Oktober mit ihrem Range Rover Velar vorwärts kommen will, aber von den Aktivisten aufgehalten wird. Zwei Frauen mit Sicherheitswesten und Plakat in der Hand versperren den Weg. Die Gastrounternehmerin steigt wütend aus ihrem Auto und schreit die Aktivisten an: «Geht aus dem Weg! Ich mache keine Witze. Mein Sohn muss zur Schule und ich zur Arbeit». Danach steigt sie wieder in den Wagen, als sich eine der Demonstrantinnen zu ihr dreht und sagt: «Du kannst nicht durch uns hindurch fahren.»
«Mich interessiert euer Problem nicht»
Doch genau das macht Speid. Sie tritt aufs Gaspedal ihres Luxus-Wagens (Neupreis: Über 100'000 Franken) und stösst die Aktivistinnen vor sich her, Zentimeter um Zentimeter. Eine der Frauen schreit laut. Die Britin steigt noch einmal aus, wiederholt ihre Forderungen: «Geht weg! Mein Sohn muss zur Schule. Mich interessiert nicht, was euer Problem ist.» Dann endet das Video.
Die Aufnahme löste heftige Diskussionen aus. Und Speid wurde angefeindet. Nun meldet sie sich zu Wort. Auf Instagram verteidigt sich die Britin, die in der Gemeinde gut vernetzt ist und daher rasch erkannt wurde.
Sie sagt, sie habe den Aktivisten lediglich «einen Schubs gegeben». Gegenüber der «Sun» erklärt sie sich ausführlicher. «Zuerst war ich nett. Die Frauen aber waren sehr unfreundlich, eine meinte ‹jeder muss seine Kinder zur Schule bringen›. Dann lachten sie. Das hat mich richtig wütend gemacht.»
Sie habe den Frauen dann einen Schubs gegeben in der Hoffnung, diese würden sich bewegen. Es sei eine «Angstmach-Taktik» gewesen. Genützt hat das aber letztendlich wenig. Die Aktivistinnen bewegten sich zwar von der Strasse, am Ende kamen aber die 34-Jährige und ihr Sohn aber zu spät. Für die Fahrt, die sonst 10 Minuten dauern würde, habe sie 45 Minuten gebraucht.
«Stehe für das ein, was ich glaube»
«Ich bin nur für meinen Sohn eingestanden. Der musste in die Schule. Er lernt hart und hat wegen der Pandemie schon zu viel Unterricht verpasst», erklärt sie ihren Ausraster. Und sie sei eine alleinerziehende Mutter mit einem wichtigen Job und Menschen, die auf sie warten.
Doch die Britin zeigt auch Reue. «Ich ärgere mich, weil ich meine Nerven verloren habe. Vielleicht hätte ich die Situation anders angehen müssen. Aber ich werde immer für das einstehen, was ich glaube – Menschen haben das Recht, ihr normales Leben zu führen.»
Sie verstehe, dass es wichtig sei, einen schönen Planeten für die Kinder zu hinterlassen, aber diese Aktivisten würden die Sache falsch anpacken. «Die müssen vor dem Regierungsgebäude protestieren, nicht das Leben der Menschen erschweren.» (vof)