Sie sind bis zu 2000 Kilometer vom Kriegsgebiet entfernt – und doch unentbehrlich für die ukrainische Armee im Kampf gegen den russischen Aggressor: Kommerzielle Spionagesatelliten von US-amerikanischen Firmen wie Maxar, BlackSky und Hawkeye 360.
Noch nie zuvor gab es im Netz so viele aktuelle Satellitenbilder zu sehen wie jetzt, schreibt die «Wirtschaftswoche». Kombiniert mit Drohnenvideos, Visualisierungen und Aufklärungseinheiten am Boden seien die Satelliten «ein unerlässliches Werkzeug für jede moderne Armee», so US-Satellitenexperte Keith Masback zur Zeitung.
Sind Satelliten der Schlüssel zum ukrainischen Erfolg?
Zu Beginn der Invasion ging es laut Masback vor allem darum, herauszufinden, wo sich die russischen Truppen befinden und was sie tun. Dann wurden die Methoden immer ausgeklügelter: «Wenn ukrainische Analysten auf Satellitenbildern bestimmte Ausrüstungsgegenstände sehen, können sie daraus schliessen, was die russischen Einheiten als Nächstes vorhaben.»
So erkenne man auf den Satelliten beispielsweise, wenn sich grosse Hauptquartiere für den Weiterzug bereit machen – und sich dementsprechend auf einen grösseren Angriff vorbereiten. «Und wenn Sie eine bestimmte Art von Radaranlagen entdecken, wissen Sie, welches Raketensystem in der Nähe vermutlich eingesetzt wird und können darauf reagieren.»
So helfen Satellitenbilder im Ukraine-Krieg
Satellitenbilder liefern entscheidende Hinweise
Nicht nur in der Theorie, auch in der Praxis des Krieges kann man immer wieder beobachten, wie Satellitenbilder entscheidende Hinweise liefern. Wie «The Wallstreet Journal» schreibt, haben Spionagesatelliten der Firma Planet Labs PBC bereits vor der russischen Invasion in der Ukraine die Bewegungen russischer Truppen an den Grenzen zu Belarus und der Ukraine beobachtet.
Während Wladimir Putin (69) behauptete, seine Truppen würden sich aus den Grenzgebieten zurückziehen, zeigten Satellitenbilder das Gegenteil, und dass Russland eine Brücke von Belarus aus gebaut hatte, damit Panzer einen Fluss in die Ukraine überqueren konnten. PBC, die unter anderem auch mit dem Pentagon zusammenarbeiten, konnte die Brücke erkennen, da 200 der Satelliten die Ukraine einmal pro Tag überfliegen.
Spionagesatelliten tragen zur Meinungsbildung bei
Die Daten dieser kommerziellen Spionagesatelliten sind nun ein integraler, wenn auch oft inoffizieller Bestandteil des Konflikts, so die Zeitung, da sie der Ukraine wertvolle Informationen liefern, die sie im Kampf gegen die russischen Streitkräfte einsetzen kann. Aber die Bilder tragen auch zur Meinungsbildung bei, indem sie die Zerstörung der Zivilbevölkerung und mögliche Kriegsverbrechen aufdecken.
So enthüllten Satellitenbilder beispielsweise die Gräueltaten in Butscha und lieferten entscheidende Hinweise dafür, dass russische Soldaten dort unschuldige Zivilisten brutal ermordeten. Satelliten wurden auch eingesetzt, um Flüchtlingsströme zu verfolgen und Massengräber in der Ukraine aufzuspüren.
Bilder der Satellitenfirma Blacksky zeigten am Donnerstag auf, dass drei russische Pontonbrücken von der Ukraine zerstört wurden. Durch diese Sprengungen versanken oder verbrannten eine Vielzahl russischer Kriegsfahrzeuge, Beobachter gehen von Hunderten russischen Toten aus. Der Ukraine gelang ein entscheidender Rückstoss der russischen Truppen. (chs)