Wer heutzutage Englisch kann, lebt definitiv einfacher. Diese Erfahrung mussten auch russische Offiziere machen. Am Sonntag enterten Kräfte auf dem Schwarzen Meer per Helikopter ein ziviles Transportschiff, nachdem dieses offenbar nicht der russischen Aufforderung nachgekommen war, anzuhalten.
Das Schiff «Sukru Okan», das unter palauischer Flagge fuhr, sollte von russischen Offizieren nach Waffen durchsucht werden. Eine Antwort des Schiffes über Funk blieb aber offenbar aus. Deshalb sollen die Russen auf den Frachter gefeuert haben.
Am Dienstag veröffentlichte das russische Verteidigungsministerium schliesslich detaillierte Videoaufnahmen vom Vorfall. Ausschnitte davon kursieren derzeit auch beim Kurznachrichtendienst Twitter. Sie zeigen: Russische Inspekteure durchsuchen die «Sukru Okan» – dann treffen sie im Inneren auf die Schiffscrew.
«Wenn Funkgerät, ich sage, ihr haltet an»
Die darauffolgenden Szenen sorgen international für Spott: Ein russischer Offizier versucht, auf Englisch von der Crew zu erfragen, warum diese nicht angehalten hat. Die mangelnden Sprachkenntnisse des Mannes machen dieses Unterfangen jedoch praktisch unmöglich. «Wenn Funkgerät, ich sage, ihr haltet an», heisst es beispielsweise. Auf die Anweisung des Russen, Englisch zu sprechen, reagiert die Crew gelassen: «Ich spreche ja Englisch.»
Ein Crewmitglied versucht verlegen, zu erklären, woran es beim Funkkontakt gehapert hat: «Der Chefingenieur hat dich nicht so gut verstanden.» Schliesslich schienen die Russen aufzugeben. Nach dem kurzen Intermezzo verliessen sie das Schiff wieder.
Spott-Reaktionen im Internet
Ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodomir Selenski (45) kritisierte die Aktion als «Akt der Piraterie». Der Frachter «Sukru Okan» war am Sonntag auf dem Weg in den ukrainischen Hafen Ismail. Nach Aussage Moskaus konnte das Schiff nach seiner Kontrolle die Fahrt in den ukrainischen Hafen fortsetzen.
Neben der Kritik machen sich viele Social-Media-Nutzer im Internet über das holprige Englisch der Russen lustig. «Das würde als bester Teil einer Komödie durchgehen», schreibt ein Nutzer. Oder: «Erklär ihm, wie der Google-Übersetzer funktioniert!»
Nach der Aussetzung des Getreideabkommens mit der Ukraine hatte Russland mit Angriffen auf zivile Schiffe gedroht, wenn sich diese ukrainischen Häfen nähern. Die Ukraine und Russland sind beide wichtige Getreideexporteure. (ene)