Sie präsentiert Hemden, Socken und Kleiderbügel im Rekordtempo und verdient damit Millionen. Im Sekundentakt verkauft die chinesische Influencerin Zheng Xiangxiang zahlreiche verschiedene Artikel. Pro Woche verdient sie mit dieser Methode rund 14 Millionen Dollar (12,5 Millionen Franken).
Das Ganze geht so: Die junge Frau bekommt von ihrem Assistenten jede Menge Boxen vor die Kamera geschoben. Darin befinden sich verschiedene Produkte. Xiangxiang öffnet die Box, hält den Inhalt für eine Sekunde in die Kamera, nennt den Preis und schiebt die Box wieder aus dem Bild.
Der Stream landet direkt auf Xiangxiangs Social-Media-Kanal auf der Plattform Douyin. Die Nutzer können dort mit einer direkten Shopping-Funktion in Echtzeit auf die gezeigten Produkte zugreifen. Xiangxiang hat auf der Plattform rund fünf Millionen Follower. Über die Produkte erfahren Interessenten selten mehr als den Preis, dennoch scheinen die meisten Chinesinnen und Chinesen mittlerweile so zu shoppen. Alle Livestreams, die Xiangxiang veranstaltet, finden in einem Lagerhaus statt, das mit Zehntausenden von Kisten und Produkten gefüllt ist.
Würstchen oder Spielzeugautos zum Verkauf
Das Phänomen «Live-Shopping» erlebt in China derzeit einen wahren Boom. Obwohl die Kunden Kleidungsstücke und Accessoires nur kurz zu Gesicht bekommen, wächst der Markt seit ungefähr acht Jahren stetig. Auf den Shopping-Kanälen wird eine grosse Bandbreite an Produkten verkauft. Gerade in der Corona-Pandemie waren Livestreams in China oft die einfachste Möglichkeit, sich mit anderen Menschen auszutauschen.
Auf den Plattformen finden sich alle Arten von Produkten. Eine Chinesin brät auf der Plattform Wechat beispielsweise regelmässig Würstchen, die sie gleich online verkauft. Ein anderer User bietet auf der gleichen Plattform Spielzeugautos zum Verkauf an.
Jeder dritte Chinese shoppt live
Für viele chinesische Influencer stellt das Führen eines Shopping-Livestreams ihre Haupteinnahmequelle dar. Einige sind bei E-Commerce-Livestreaming-Firmen angestellt, andere operieren selbständig. Laut dem Bericht «China Live Streaming E-Commerce Market Data Report» gibt es in der Volksrepublik mittlerweile geschätzt rund 500 Millionen Live-Shopping-User, die online shoppen – mehr als jeder Dritte in China.
Mit ihren Videos sorgt Xiangxiang jetzt auch ausserhalb Chinas für Aufsehen. In den Kommentaren sind jedoch nicht alle Zuschauer von der Idee angetan. «Wer kauft solche Sachen?», heisst es beispielsweise unter einem Youtube-Video, das die Influencerin bei der Arbeit zeigt. Ein anderer User kommentiert: «Wieso macht man das? Man sieht die Produkte ja nicht einmal.»
Die Plattform Douyin war von Xiangxiangs Erfolg nicht sonderlich begeistert und sperrte sie, weil es nicht erlaubt ist, Produkte mit wenig oder gar keinen Informationen zu bewerben. Die Influencerin zog deswegen einfach auf eine andere Plattform mit ihrer Sekunden-Verkaufsmethode. (ene)