Kälte, Schnee und wenig Sauerstoff – nirgends ist die raue Mutter Natur so zu spüren wie auf den Spitzen der höchsten Berge der Welt. Trotz der vielen Gefahren, die auf einem Berg lauern können, wollen immer mehr Menschen die verschneiten Gipfel erklimmen. Auch Frauen.
Laut einigen Bergsteigerinnen lauern die meisten Gefahren aber nicht in der Natur, sondern im Zelt, im Schlafsack oder auf den Wanderungen selbst. Besonders schwer wiegen die Vorwürfe gegen den Bergsteiger Nirmal Purja (40). Der Kletter-Superstar bestieg 45 Mal einen Achttausender, 2019 kraxelte er sogar in nur einem halben Jahr auf alle 14 höchsten Berge der Welt.
In Hotelsuite sexuell belästigt
Im Dezember 2023 schrieb die finnische Bergsteigerin Lotta Hintsa (35) ein Buch mit dem Titel «The Mountains of My Life 2», auf Deutsch «Die Berge meines Lebens 2». Darin beschuldigte sie Nirmal Purja, sie im März 2023 sexuell belästigt zu haben, wie die «The New York Times» («NYT») berichtet.
Laut der amerikanischen Zeitung habe er Hintsa «ohne Vorwarnung versucht zu küssen». Er habe sie in sein Schlafzimmer geführt, ihr die Kleider ausgezogen – obwohl sie mehrere Male verneint habe, wie Hintsa gegenüber der Zeitung aussagt. Die Szene habe damit geendet, dass er neben ihr masturbiert habe. Danach habe er einen Taxifahrer beauftragt, sie wieder nach Hause zu fahren.
Die beiden lernten sich in einem Camp in Nepal und Pakistan während einer Klettertour kennen. Purja, der ein eigenes Hochgebirgsführer-Unternehmen hat, lud Hintsa ein, für seine Firma zu arbeiten. Im Hotelzimmer wollte er weitere Details besprechen. In der Hotellobby würde er «zu viel Aufmerksamkeit erregen», soll er gesagt haben, wie die «NYT» schreibt.
«Er ist mein Führer. Ich will nichts tun, was mich in Gefahr bringt»
Eine weitere ehemalige Kundin von Purjas Firma sprach ebenfalls mit der amerikanischen Zeitung und berichtete davon, dass er sie ohne ihre Zustimmung geküsst, aggressive Annäherungsversuche unternommen und sie gegen ihren Wunsch sexuell berührt haben soll.
April Leonardo (41), eine Hausärztin aus Kalifornien, erzählte der «NYT», dass Purja während einer Besteigung des K2 in ihr Zelt gekommen sei und seine Hand in ihren Schlafsack geschoben habe. Dies unter dem Vorwand, ihr verletztes Knie nochmals betrachten zu wollen. Daraufhin habe er sie geküsst und ihre Hand zu seinem erigierten Penis geführt.
Sie habe Angst gehabt, etwas gegen ihn zu unternehmen. «Ich wusste nicht, was ich tun soll», so Leonardo. «Ich bin auf dieser verrückten Klettertour. Er ist mein Führer. Ich will nichts tun, was mich in Gefahr bringt.»
Anschuldigungen «falsch und diffamierend»
Nirmal Purja streitet laut der amerikanischen Zeitung jegliche Vorwürfe ab. Wie sein Anwalt in einer schriftlichen Stellungnahme schreibt, seien alle diese Anschuldigungen «falsch und verleumderisch».
Wie die «NYT» schreibt, wenden sich die Frauen an die Öffentlichkeit, um weitere vor der gleichen Situation zu bewahren.