Nicht nur am Gotthard heisst es Warten um diese Zeit, sondern auch am Mount Everest. Mit 8848 Metern ist der Riese im Himalaya nicht nur ein Naturphänomen, sondern auch die Touristenattraktion schlechthin. Der Berg wird dann regelrecht überrannt. Viele Hobby-Bergsteiger wollen ihren Traum wahr machen und den Everest bezwingen. Nicht alle kommen lebend zurück. Auch, weil es einfach zu viele Alpinisten sind, die sich dort oben tummeln. Mindestens zwei Menschen kamen im Mai bereits am Everest ums Leben.
Die nepalesischen Behörden haben in diesem Jahr 419 Lizenzen für den Aufstieg auf den Berg ausgestellt. Ein lukraktives Geschäft. Ein Aufstieg kann schnell mal über 40'000 Franken kosten und noch mehr. Ohne die nepalesischen Bergführer – in der Regel Angehörige des Volks der Sherpa aus den Tälern rund um den Mount Everest – würde kaum ein Ausländer den Gipfel erreichen. Sie gehen grosse Risiken ein, um Ausrüstung und Lebensmittel zu transportieren sowie Seile und Leitern an der Strecke zu reparieren. Gleichzeitig hinterlassen die Hobby-Bergsteiger haufenweise Müll und auch ihre Exkremente auf dem Berg.
Gefährlicher Stau in der Todeszone
Der Aufstieg ist alles andere als einfach. Besonders, wenn sich plötzlich viele Hobby-Bergsteiger auf engstem Raum befinden. Die Wege sind schmal, die Luft ist dünn. Und es gibt nur zwei Routen, die auf den Everest führen. Entweder über die Südroute durch Nepal oder über die Nordroute durch das tibetische China. Während die Nordroute weitestgehend leer ist, bildet sich bei der Südroute jedes Jahr eine lange Kolonne an begeisterten Bergsteigerinnen und Bergsteigern.
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Bilder und Videos zeigen, wie schlimm die Situation am Everest ist. Massen an Menschen stehen dicht an dicht auf dem Kamm. Sie alle warten darauf, weiter auf den Gipfel zu dürfen. Das sieht zwar übel aus. Besonders gefährlich wird es jedoch in der Todeszone, die ab 8000 Metern beginnt. Selbst dort stehen sich die Bergsteigenden gegenseitig auf den Füssen.
In diesem Abschnitt warten Wind, Kälte und wenig Sauerstoff auf die Gipfelstürmer. Die Todeszone sollte deshalb so schnell wie möglich wieder verlassen werden. Doch stattdessen bilden sich Staus. Warten ist angesagt. Und der Ort ist alles andere als optimal für eine Pause. Viele Bergsteiger sind mit Sauerstoffflaschen unterwegs. Doch die Menge ist nicht dafür ausgelegt, längere Zeit in der Todeszone zu verharren.
Schneewand löst sich — und reisst Führer sowie Kunde mit
Auf den Gipfel führt am Ende nur eine Route. Mit einem fixiertem Seil können sich die Bergsteiger langsam nach oben kämpfen. Das braucht seine Zeit. Die Folge: Es staut sich wieder. Zeit, die ein nepalesischer Führer und sein britischer Kunde offenbar nicht aufbringen konnten und wollten. Sie lösten sich vom Seil und stapften an den wartenden Alpinisten vorbei. Doch währenddessen ging eine Wechte, Schneeablagerung, ab und riss das Duo in die Tiefe. Die beiden gelten bislang als vermisst. Die übrigen Alpinisten, die am Fixseil gesichert waren, überlebten.
Bereits letztes Jahr wurden die Sicherheitsmängel und der Massenansturm kritisiert. Mit insgesamt 17 toten oder vermissten Bergsteigenden verlief die Saison 2023 besonders schlecht. Dass 2024 vermutlich keine Besserung bringen wird, zeigen die Zahlen: Insgesamt starben in dieser Saison bereits 7 Bergsteiger. Zwei mongolische Führer wurden vergangene Woche tot in 8600 Metern gefunden, diese Woche starben bereits drei andere Bergsteiger.