Seltene Einblicke vor Gericht
Berliner Clan-Boss Abou-Chaker packt über Privatleben aus

Arafat Abou-Chaker gilt als berüchtigtes Berliner Clan-Oberhaupt, wird mit Gewalt und organisierter Kriminalität in Verbindung gebracht. Vor Gericht inszeniert sich der Clan-Boss jedoch als fürsorglicher Familienvater.
Publiziert: 16.01.2024 um 13:52 Uhr
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Clan-Boss Arafat Abou-Chaker hat vor Gericht einen seltenen Einblick in sein Privatleben gegeben.
Foto: imago images/Olaf Wagner
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Marian NadlerRedaktor News

Dass Clan-Mitglieder vor Gericht ihr Schweigen brechen, passiert äusserst selten. Umso interessanter wird es, wenn sie es doch tun. Das bewies Arafat Abou-Chaker (47) laut «Bild» Ende der vergangenen Woche im Prozess gegen seinen ehemaligen Freund und Geschäftspartner, den Rapper Bushido, bürgerlich Anis Ferchichi (45).

Abou-Chaker soll Bushido am 18. Januar 2018 in einem Berliner Büro eingesperrt, mit einer zur Hälfte gefüllten Plastikflasche und einem Stuhl angegriffen und den Künstler und seine Familie bedroht haben. Während der Clan-Boss bei anderen Familien offenbar nicht vor Gewalt zurückschreckt, wird er bei der eigenen umso weicher. Vor Gericht versuchte er das Bild vom unbescholtenen Bürger und fürsorglichen Vater abzugeben. Blick fasst die wichtigsten Aussagen zusammen. Abou-Chaker über …

… seine Kindheit

«Ich bin 1976 in Kreuzberg geboren. Ich habe acht Geschwister, ich bin die goldene Mitte», erzählt Abou-Chaker vor Gericht. Sein Vater kam 1972 aus dem Libanon nach Deutschland. «Wir sind Palästinenser. Ich glaube, er war Putzmann im Krankenhaus.» Die Mutter sei dem Vater zwei Jahre später gefolgt. «Ich bin als Erster in Deutschland geboren.» Die Erziehung war Aufgabe der Mutter. Sie sei sein «Kindergarten» gewesen.

Die schulische und frühe berufliche Laufbahn des späteren Clan-Chefs kommt unspektakulär daher. «Ich war kein Schulschwänzer. Realschulabschluss. Fachabitur in Verwaltung und Wirtschaft. Viele studierten. Ich hatte keine Lust mehr auf Schule, bin eher handwerklich.» Er machte einen Abschluss als Kfz-Mechaniker, wurde Geselle, arbeitete in einem Betrieb. Wie er auf die schiefe Bahn geriet? Dazu verliert er kein Wort.

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… seine Familie

2000 heiratete Abou-Chaker seine heutige Ex-Frau. Aus der Ehe entstanden drei Söhne, die heute 22, 21 und 18 Jahre alt sind. «Trotz der Scheidung habe ich ein sehr gutes Verhältnis zu ihnen», fügt Abou-Chaker hinzu. «Der Älteste studiert, hat zwei Firmen und gründet gerade die dritte Firma für Küchen-Aufbau. Die Jüngeren machen eine Ausbildung bei einem Prothesenhersteller.»

Mit seiner jetzigen Partnerin habe er Tochter Maria (10) und Sohn Jakob (9). Die Lebensgefährtin sei Büroangestellte sowie «Selbstständige im Mode-Bereich», die Abendkleider entwerfe und nähe. Was er sich wünsche, fragt der Vorsitzende Richter Abou-Chaker. Dieser antwortet: «Dass der ganze Spuk aufhört, ein normales Leben für meine Familie.»

… seine Einkünfte

Heute lebt Abou-Chaker eigenen Angaben zufolge von Vermietung und Verpachtung. 2019 hatten Abou-Chakers Verteidiger angegeben, ihr Mandant verfüge über ein monatliches Nettoeinkommen von 5000 Euro (rund 4700 Franken). «Wenn ich noch mal als Kfz-Mechaniker arbeite, dann als Selbständiger. Das Auseinandernehmen und Reparieren macht mir persönlich schon viel Spass!», erklärt er. Er habe sein Leben lang gearbeitet, Steuern und Unterhalt für seine Kinder bezahlt.

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