Die Ukraine meldet erste Erfolge in den am frühen Sonntag angerollten grossen Militäroperationen. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (45) lobte ausdrücklich die Avancen der Truppen nahe der zerstörten Stadt Bachmut. «Gut gemacht, Krieger», sagte Selenski am Montagabend in einer Videobotschaft.
«Wir sehen, wie hysterisch Russland auf jeden Schritt reagiert, den wir dort machen, auf alle Stellungen, die wir einnehmen.» Dennoch weigere sich der Machtapparat in Moskau weiter, die Realität anzuerkennen. Russland versuche vielmehr, die Welt zu täuschen und Sanktionen zu umgehen. «Russland wird diesen Krieg verlieren», so Selenski. «Der Feind weiss, dass die Ukraine gewinnen wird. Sie sehen das. Sie fühlen das dank unserer Schläge, Soldaten und vor allem in der Donbass-Region.»
Die Bewegungen von grossen Truppenbeständen der Ukraine und die Zunahme von Kampfhandlungen lassen darauf schliessen, dass Kiew womöglich gar keinen offiziellen Startschuss zur Grossoffensive gibt. Bluffs und Täuschungen sind bewährte Kriegstaktiken. Die Aktionen entlang der Frontlinien geben indes klare Zeichen. «Die Nachrichten von der Front werden von Stunde zu Stunde alarmierender», schrieb ein populärer russischer Telegram-Kanal.
«Gegenoffensive scheint begonnen zu haben»
«Die Gegenoffensive der Ukraine scheint begonnen zu haben», meldete der britische «Economist» am Montag unter Berufung auf westliche Diplomaten. Gewährskreisen zufolge sei dies tatsächlich der Beginn der Offensive. Auch an anderen Teilen der Front fänden Angriffe statt. Allein im Gebiet Nowodonezke südwestlich von Donezk soll die Ukraine fünf bis sechs Kilometer vorgerückt sein. «Doch die Elite der ukrainischen Streitkräfte», so der «Economist», «ist noch nicht auf dem Schlachtfeld erschienen.»
Die Ukraine bestätigte am Montag «offensive Aktionen» in einigen Frontabschnitten und Geländegewinne nahe der zerstörten Stadt Bachmut im Osten des Landes. Das Gebiet rund um Bachmut bleibe «das Zentrum der Kämpfe», erklärte die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maliar (44) auf Telegram «Wir rücken dort auf einer recht breiten Front vor. Wir erringen Erfolge. Wir besetzen die dominierenden Höhen. Der Feind ist in der Defensive.»
Dabei suggerierte Maliar, die Russen hätten von der Militärmacht der ukrainischen Vorstösse noch nichts gesehen. Bei den Angriffen handele es sich um «Gegenangriffsaktionen von lokaler Bedeutung».
Acht deutsche Leopard-Panzer zerstört?
Die eingebunkerten russischen Stellungen schlagen brachial zurück. Nach Angaben des Moskauer Verteidigungsministeriums fügte das russische Militär den anrückenden Ukrainern am Montag schwere Verluste zu.
Moskau spricht bei Nowodonezke von 1500 getöteten ukrainischen Soldaten und 28 zerstörten Panzern, darunter acht deutschen Leoparden. Die Angaben sind nicht unabhängig zu überprüfen. Kiew macht keine Angaben über eigene Verluste von Truppen und Kampfgerät.
Auch Wagner-Söldnerchef Jewgeni Prigoschin (61) zweifelt an den russischen Erfolgsmeldungen. Um so viele ukrainische Truppen zu töten, müssten täglich 150 Kilometer zurückgelegt werden, schrieb Prigoschin auf Telegram. Er glaube daher, dass die Behauptungen Moskaus «einfach wilde und absurde Science-Fiction sind». (kes)