Das Tagesprogramm des ukrainischen Profi-Fotografen Yan Dobronosow (35) war gegeben. Vor genau neun Jahren verloren rund um den Maidan-Platz in Kiew über hundert Menschen ihr Leben. Gezielte Schüsse aus dem Hinterhalt trafen sie, weil sie gegen den damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch (72) protestierten.
Yan Dobronosow wollte zum Jahrestag eigentlich nur Fotos vom Tatort machen, um die «Himmlische Hundertschaft» zu ehren. Doch mit Erstaunen beobachtete er, wie die Strassen gesperrt wurden und sich Sicherheitspersonal in Stellung brachte. Es waren Sicherheitsmassnahmen, wie sie Dobronosow bisher noch nie erlebt hatte.
Plötzlich Biden vor der Kamera
Er traute seinen Augen kaum, als plötzlich US-Präsident Joe Biden (80) mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (45) auftauchte. Natürlich zückte er sofort seine Kamera und kämpfte um den besten Standort. Er erwischte den hohen Besuch, als dieser vor der Mauer der Erinnerung an die Gefallenen innehielt.
Und Dobronosow schoss Bilder, die in die Geschichte eingehen werden. Er arbeitet oft an der Front, wo ebenfalls Staatsoberhäupter unangemeldet auftauchen. So hat er Fotos vom deutschen Kanzler Olaf Scholz (64), dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron (45) und dem ehemaligen britischen Premierminister Boris Johnson (58) gemacht.
Vorbereitung unter grösster Geheimhaltung
Schon immer hatte Dobronosow davon geträumt, den mächtigsten Mann der Welt einmal vor der Linse zu haben. «Es ist, wie wenn ich den Jackpot gewonnen hätte», sagt der Fotograf am Telefon gegenüber Blick. «Ich habe das Gefühl, dass ich mit diesen Bildern selber Teil der Geschichte geworden bin.»
Joe Biden hat Kiew am Montag überraschenderweise besucht. Die Reise war unter grösster Geheimhaltung vorbereitet worden.