Sechs Femizide in zehn Tagen
Frauenmorde schocken Australien

Ende Oktober wurde eine junge Frau in Sydney brutal ermordet. Sie ist eine von vielen: Innerhalb von wenigen Tagen wurden in Australien fünf weitere Frauen getötet – meist von ihnen bekannten Männern. Experten schlagen Alarm und sprechen von einer nationalen Krise.
Publiziert: 08.11.2023 um 17:49 Uhr
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Die Wasserballtrainerin Lilie J. wurde Ende Oktober tot an ihrem Arbeitsplatz aufgefunden. Ihr Ex-Freund hat sie ermordet.
Foto: Twitter

Wenige Tage ist es her, dass der Mord an einer jungen Wasserballtrainerin (†21) Sydney erschütterte: Lilie J.* wurde an ihrem Arbeitsplatz, einer teuren Privatschule in der australischen Grossstadt, tot aufgefunden.

Der Fall sorgte weltweit für Schlagzeilen: Lille J. wurde von einem jungen Sportlehrer mit einem Hammer erschlagen. Das Opfer hatte mit dem Täter eine fünfwöchige Beziehung geführt und diese kurz vor seinem Tod beendet. Der Sportlehrer stürzte sich kurz nach der Bluttat von einer Klippe.

Der brutale Mord an Lilie J. ist kein Einzelfall. In den letzten zehn Tagen sind in Australien sechs Frauen getötet worden. In fünf der sechs Fälle starben die Frauen durch Gewalt von Männern, die sie kannten.

Täter tötete Mutter, während ihre Kinder im Haus waren

Kurz vor J.s Tod wurde auch in Perth im Westen des Landes eine Frau (†34) getötet. Die Anwältin Alice M.* wurde tot in einem Hotelzimmer aufgefunden. Ein 42-jähriger Bekannter wurde wenig später des Mordes angeklagt. Man hatte ihn mit Verletzungen, die er sich vermutlich selbst zugefügt hat, aufgefunden.

Gleichzeitig wurde im Bundesstaat Victoria Logee O.* (†46) in ihrem Haus mit lebensbedrohlichen Verletzungen gefunden. Wenig später starb sie im Spital.

Auch im Fall von O. soll ein Mann (44) für den Tod der Frau verantwortlich sein. Wie es in australischen Medien heisst, hätten sich die beiden persönlich gekannt. Das Todesopfer hinterlässt vier Kinder. Zwei davon waren bei dem Vorfall ebenfalls im Haus. Sie blieben unverletzt.

Die 65-jährige Thi Thuy H.* wurde Ende Oktober ebenfalls gewaltsam aus dem Leben gerissen. Ihr Ehemann steht unter Mordverdacht. Eine weitere Frau kam bei einem Hausbrand ums Leben. Ein 48-jähriger Mann, der über mehrere Monate mit dem Todesopfer zusammengelebt hatte, wurde angeklagt.

«Es ist eine nationale Krise»

Experten zeigen sich wegen der zahlreichen Frauenmorde höchst alarmiert. Laut der Website Australian Femicide Watch sind allein in diesem Jahr 58 Frauen brutal getötet worden. Kate Fitz-Gibbon zufolge, Professorin am Monash Gender and Family Violence Prevention Center, handelt es sich bei den aktuellen Todesfällen deshalb nur um «die Spitze des Eisbergs».

«Es ist eine nationale Krise», sagte die Expertin im Interview mit dem australischen Sender ABC. Wie es im Bericht weiter heisst, arbeitet die Regierung bereits an einem Vorschlag, um der Gewalt an Frauen ein Ende zu setzen. So wird beispielsweise über die Einführung eines nationalen Registers für Gewalt in der Familie diskutiert. Dort sollen gewalttätige Personen eingetragen werden.

Auf Antrag soll Intimpartnern sowie deren Familienmitgliedern Einsicht ins Register gewährt werden. (dzc)

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