Starben 14 Menschen, weil Firma von Luigi N. pleite war?
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Vorwürfe nach Seilbahnunglück:Starben 14 Menschen, weil Firma von Luigi N. pleite war?

Schwere Vorwürfe nach Seilbahnunglück
Starben 14 Menschen, weil Firma von Luigi N. pleite war?

Nach dem tödlichen Seilbahn-Unglück in Italien wartet der Chef der Betreiberfirma auf seine Anklage. Ihm drohen viele Jahre Haft. Geldsorgen sollen ihn zur Manipulation der Notbremse getrieben haben.
Publiziert: 28.05.2021 um 12:07 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2021 um 17:04 Uhr
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Luigi N. ist der Chef der Betreiberfirma der Seilbahn. Ihm drohen viele Jahre Gefängnis.
Foto: ANSA

Gegen den Betreiber der Seilbahn von Stresa, Luigi N.* (56), sowie zwei seiner Mitarbeiter wird wegen Totschlags in 14 Fällen ermittelt. Momentan sitzt N. in der norditalienischen Stadt Verbania hinter Gitter – ihm drohen 30 Jahre Gefängnis.

Er wird verdächtigt, das Sicherheitssystem der Mottarone-Bahn bewusst manipuliert haben, um Betriebsstörungen zu vermeiden. Mithilfe einer Metallgabel wurde die Notbremsung der Kabine verhindert. Als dann am Pfingstsonntag das Seil der Bahn riss, stürzte diese deshalb ungebremst in die Tiefe. Nach der Verhaftung gab N. zu, zumindest von dieser Manipulation gewusst zu haben. Der Grund dafür sollen finanzielle Probleme sein.

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Nach dem Unglück soll N. einem Freund gesagt haben, dass auch seine beiden Söhne an jenem Tag mit der Bahn gefahren seien. «Wenn ich gewusst hätte, dass es gefährlich ist, hätte ich nie ihr Leben riskiert», zitierte ihn sein Freund gegenüber der Zeitung «Corriere della Sera».

Kämpfte mit finanziellen Problemen

Die Bahn am Lago-Maggiore hatte ihren Betrieb erst letzten Samstag wieder aufgenommen – zuvor stand sie wegen des Corona-Lockdowns lange Zeit still. Doch bei der Wiederinbetriebnahme kam es wiederholt zu Störungen an der Anlage. Damit der Betrieb weiterlaufen konnte, wurde die Metallgabel eingebaut – diese wurde später an der Unfallstelle entdeckt.

Laut «Bild» soll N. während der coronabedingten Zwangspause sogar sein privates Vermögen verpfändet haben, um den Betrieb zu retten.

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Mehrfach die Konzession verloren

N. kämpfte aber offenbar schon seit Jahren mit finanziellen Problemen. Dies, obwohl der Seilbahn-Betrieb 2019 einen Gewinn von rund 440'000 Franken erzielt haben soll. Seit Generation wird die Bahn von der Familie von N. betrieben. Wem sie aber wirklich gehört, ist auch Tage nach der Katastrophe noch nicht ganz klar. Immer wieder gab es Umschreibungen des Besitzes – unter anderem auch auf die Gemeinde Stresa.

Das ist nicht alles. Wiederholt soll die Betreiberfirma «Ferrovie del Mottarone» die Konzession verloren haben. Der Grund: Der Seilbahn-Betrieb musste mehrmals aufgrund von Mängeln eingestellt werden.

Beim Seilbahn-Unglück überlebte nur der kleine Eitan (5). Fünf Mitglieder seiner Familie verloren beim Absturz ihr Leben. Eitans Tante bezeichnete die Verantwortlichen deshalb als «Mörder», die nur ans Geld gedacht hätten.

*Name bekannt

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