Schwere Vorwürfe nach Bränden
Führten Misswirtschaft und Korruption zum Wassermangel in Los Angeles?

Die starken Winde gestalten den Kampf gegen die Brände in Los Angeles als äusserst schwierig. Nun kam ein weiteres Problem hinzu: leere Hydranten. Doch wie kann in einer brandgefährdeten Region die Wasserzufuhr versagen? Die Kritik an den Verantwortlichen wird lauter.
Publiziert: 09.01.2025 um 15:26 Uhr
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Aktualisiert: 09.01.2025 um 15:57 Uhr
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Die ungewöhnlich starken Santa-Ana-Winde erschweren die Brandbekämpfung erheblich. Am Dienstag kam ein weiteres Problem hinzu: Das Wasser ging aus.
Foto: Anadolu via Getty Images

Auf einen Blick

  • Kalifornien-Inferno: Über 1000 Gebäude zerstört, Wassermangel erschwert Brandbekämpfung
  • Misswirtschaft und Korruption im Wassersystem führen zu leeren Hydranten
  • Fünf Tote, zahlreiche Verletzte und 70'000 Menschen evakuiert
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Daniel MacherRedaktor News

Über 1000 zerstörte Gebäude, fünf Tote, zahlreiche Verletzte und mindestens 70'000 Menschen, die ihre Häuser verlassen mussten. Noch immer bekämpft die Feuerwehr fünf Brandherde. So lautet die dramatische Zwischenbilanz des Infernos in Kalifornien.

Die ungewöhnlich starken Santa-Ana-Winde erschweren die Brandbekämpfung erheblich. Am Dienstag kam ein weiteres Problem hinzu: Das Wasser ging aus.

«Die Hydranten sind leer», funkte ein Feuerwehrmann laut der «Los Angeles Times». «Die Wasserversorgung ist ausgefallen», bestätigte ein anderer. Die Feuerwehr musste zusehen, wie in Pacific Palisades – einem Prominentenviertel von Los Angeles – ganze Häuserblocks niederbrannten.

Wasserversorgung konnte Bedarf nicht decken

Der Mangel resultiere aus jahrelanger Misswirtschaft im Wassersystem, Korruption in den Versorgungsbehörden und den Auswirkungen eines der verheerendsten Brände in der Geschichte der Stadt, berichtet die «New York Post».

Los Angeles besitzt 114 Wassertanks, die beim Ausbruch voll waren, erklärte Janisse Quiñones, Leiterin des Los Angeles Department of Water and Power. Drei Tanks mit je einer Million Gallonen (knapp 38 Millionen Liter) versorgen die Hydranten in Pacific Palisades.

Die Wasserversorgung konnte den Bedarf der Brände nicht decken, so Quiñones. Der letzte Tank war in der Nacht auf Mittwoch um 3 Uhr leer. Ohne die Tanks konnte das städtische System den Druck zu den Hydranten nicht halten.

Kein unbekanntes Problem

So wütete das Eaton-Feuer in Pasadena ungehindert, verschlang Haus um Haus. Malcom Stewart, ein Anwohner, berichtete, dass er kein einziges Feuerwehrauto gesehen habe. Die Wasserversorgung seines Hauses sei unterbrochen gewesen.

Das Problem ist nicht neu: Bereits im November letzten Jahres geschah dasselbe im benachbarten Ventura County. Beamte machten beschädigte Pumpen und Wassermangel verantwortlich – trotz Backup-Systemen und Protokollen, die es den Feuerwehrleuten erlauben, Wasser aus anderen Quellen zu entnehmen, berichtete die «L.A. Times».

Hinzu kommt ein weiteres Problem: In der Vergangenheit dauerte die kalifornische Feuersaison hauptsächlich von Mai bis Oktober. Für diese Zeit stehen alle Einsatzkräfte und Freiwillige zur Verfügung. Durch den Klimawandel beginnt die Saison früher und endet jedes Jahr später. Für die Monate ausserhalb der Saison hat es dann oft zu wenig Einsatzkräfte im Kampf gegen Waldbrände. Einige Experten schlagen deshalb vor, dass die Feuersaison in Kalifornien das ganze Jahr gelten soll.

Trump erhebt schwere Vorwürfe

Nun steht Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom (57) in der Kritik. Besonders der designierte US-Präsident Donald Trump (78) beschuldigte den Demokraten für den Wassermangel. Er habe einen Erlass der Trump-Regierung von 2020 zunichtegemacht, der die Umleitung von Wasser aus Nordkalifornien nach Südkalifornien vorsah.

Newsoms Büro wies die Vorwürfe zurück und erklärte, einen solchen Erlass gebe es nicht – das sei reine Fiktion. Auch Mark Gold, Direktor für Wasserknappheit beim Natural Resources Defense Council, wies die Vorwürfe als Politikmacherei ab. Das meiste Wasser für Los Angeles komme nicht aus Nordkalifornien. Vielmehr gehe es um die anhaltenden verheerenden Auswirkungen des Klimawandels, so Gold.

Trump kritisierte Newsom auch für seine Waldprävention: Er habe es versäumt, Unterholz und abgestorbene Bäume zu beseitigen, die Brände schüren könnten. Ob dies bei den jüngsten Bränden eine Rolle spielt, ist unklar.

Auch die Bürgermeisterin steht in der Kritik

Die meisten öffentlichen Reaktionen richteten sich jedoch gegen die Bürgermeisterin der Stadt, Karen Bass (71), die am Dienstagabend, als das Feuer ausbrach, von einer Afrika-Reise zur Amtseinführung des neuen Präsidenten Ghanas zurückkehrte. Sie war trotz Warnungen vor den Santa-Ana-Winden abgereist.

Monate zuvor hatte sie Kürzungen bei der Feuerwehr in Höhe von 18 Millionen Dollar genehmigt. Darüber hinaus mussten zwei der letzten drei Generaldirektoren des Versorgungsunternehmens zurücktreten: Einer soll 40 Millionen Dollar an Fördermitteln veruntreut haben. Ein anderer wurde wegen Bestechung zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt.

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