Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat Auffrischungsimpfungen mit den Corona-Vakzinen von Moderna und Johnson & Johnson und zugleich auch sogenannte Kreuzimpfungen zugelassen. Damit solle weiter «proaktiv die Covid-19-Pandemie bekämpft» werden, erklärte die geschäftsführende FDA-Direktorin Janet Woodcock (73) am Mittwoch. Impfungen böten den «sichersten und wirksamsten» Schutz vor einer Erkrankung und einem schweren oder gar tödlichen Verlauf.
Laut der FDA-Zulassung können Senioren ab 65 Jahren, 18- bis 64-Jährige mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf sowie Erwachsene in Berufen mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko eine Moderna-Drittimpfung erhalten. Eine sogenannte Booster-Impfung mit dem Vakzin von Johnson & Johnson, bei dem bislang nur eine Dosis verabreicht wurde, ist für alle Menschen über 18 Jahren zugelassen. Auffrischungsimpfungen mit dem Vakzin von Biontech-Pfizer waren bereits seit September möglich.
Die FDA erlaubt nun zudem auch Impfstoff-Kombinationen bei Auffrischungen, also beispielsweise eine Dosis Biontech/Pfizer nach einer ersten Dosis mit dem Präparat von Johnson & Johnson. Dieses Vorgehen, das in den USA als «mix and match» bezeichnet wird, wird in anderen Ländern wie Deutschland bereits praktiziert. Nach der Zulassung durch die FDA muss die Gesundheitsbehörde CDC jetzt noch entsprechende Impfempfehlungen veröffentlichen, was als Formsache gilt.
Zwei Impfdosen reichen völlig aus
Die Frage einer Auffrischungsimpfung ist grundsätzlich umstritten. Befürworter argumentieren, eine zusätzliche Impfdosis erhöhe den Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus, insbesondere in Anbetracht der Ausbreitung der Delta-Variante und einer über die Zeit nachlassenden Immunität.
Gegner einer Auffrischungsimpfung erklären dagegen, zwei Impfdosen würden bereits ausreichenden Schutz bieten, insbesondere vor schweren und tödlichen Krankheitsverläufen. Sie sind der Auffassung, der Schwerpunkt müsse darauf liegen, nicht geimpfte Menschen zu impfen – in den USA, aber auch in Entwicklungsländern, wo ein Mangel an Impfstoffen herrscht.
Grosse Impfkampagne für Kinder geplant
US-Präsident Joe Biden (78) ist ein grosser Befürworter von Auffrischungsimpfungen. In den USA sind inzwischen mehr als 189 Millionen Menschen vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das sind rund 57 Prozent der Gesamtbevölkerung und zwei Drittel der Menschen, die Anspruch auf eine Impfung haben.
Die US-Regierung bereitet auch eine grossangelegte Impfkampagne für Kinder zwischen fünf und elf Jahren vor. Das Weisse Haus erklärte am Mittwoch, die ersten Impfungen für Kinder dieser Altersgruppe könnten «in den Tagen» nach einer endgültigen Empfehlung durch die CDC erfolgen. Das wird für Anfang November erwartet. Impfungen für die geschätzt 28 Millionen Kinder zwischen fünf und elf Jahren sollen in Kinderarztpraxen, Kinderkrankenhäusern, Apotheken und Schulen verabreicht werden.
Biontech und Pfizer hatten Anfang November einen Antrag auf eine Notfallzulassung ihres Corona-Vakzins für diese Altersgruppe gestellt. Das Vakzin ist bereits ab einem Alter von zwölf Jahren zugelassen.
Zulassung für die Schweiz in Arbeit
Auch in der Schweiz könnte es bald den dritten Piks geben. Und vielleicht schon Ende dieses Monats, wie Swissmedic-Zulassungsleiter Claus Bolte in der Fernsehsendung «10 vor 10» erklärte. Demnach sei die Booster-Impfung noch im Oktober möglich – «wenn die entsprechenden Firmen mitspielen», so Bolte. «Ich spreche von wenigen, vielleicht zwei oder drei Wochen», sagte er auf die Frage, wann die dritte Impfung zugelassen werden solle.
Abhängig sei die Zulassung nun von den Herstellerfirmen. Diese müssten die Fragen von Swissmedic beantworten. «Wenn die Hersteller mitspielen, ist bis Ende Oktober die Zulassung noch möglich», sagte Bolte. (AFP/SDA/jmh)