Es ist keine Zahl, mit der man sich rühmen kann: Seit das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic am 19. Dezember 2020 dem ersten Corona-Impfstoff die Zulassung erteilt hat, wurde der Wirkstoff im ganzen Land bisher knapp 200'000 Mal verimpft. Gemessen an der gesamten Bevölkerung macht das eine Impfrate von gerade mal 2,3 Prozent.
Ähnlich schlecht sieht es in den EU-Nachbarländern aus: Frankreich kommt momentan gerade mal auf eine Quote von 1,8 Prozent. Deutschland liegt derzeit bei rund 2 Prozent, Italien bei immerhin 2,6 Prozent.
Dass das auch anders geht, haben andere Länder bereits bewiesen. Während praktisch ganz Europa im Bummelwagen zum Impfziel Herdenimmunität fährt, haben Grossbritannien, Israel und die USA den Turbo längst gezündet. Was haben diese Regierungen anders gemacht?
USA: Schon früh auf die Impfkarte gesetzt
Noch unter Präsident Trump haben die USA alles auf die Impfstoff-Karte gesetzt. Unter dem Namen «Operation Warp Speed» hat die Regierung in Washington die Entwicklung eines Impfstoffs massiv vorangetrieben und umgerechnet über 8,5 Milliarden Franken investiert.
Bereits im vergangenen Sommer wurden dann bei diversen Herstellern millionenfach Impfdosen bestellt. Das zahlt sich jetzt aus. Mittlerweile haben sich in den USA 8,4 Prozent der Bevölkerung den Wirkstoff gegen das Coronavirus spritzen lassen.
Zudem haben die USA bereits im Februar 2020 einen Riesendeal mit dem Pharma-Unternehmen Johnson & Johnson abgeschlossen. Dessen Tochter-Firma Janssen Vaccines steht nun kurz vor dem Durchbruch mit einem eigenen Impfstoff. Es wäre der nächste grosse Schritt vorwärts für die Vereinigten Staaten im Kampf gegen die Pandemie.
Grossbritannien: Mit Oxford-Forschern zum Erfolg
Unter den Ländern in Westeuropa ist Grossbritannien der einzige Ausreisser, wenn es um die Impfquote geht. Von den über 66 Millionen Einwohnern auf der Insel sind bisher 7,6 Millionen gepikst worden. Quote: rund 11 Prozent!
Wie die USA hat auch Grossbritannien die Ausbreitung des Virus mehr schlecht als recht verhindern können. Dafür hat Premierminister Boris Johnson schon im März 2020 die Weichen für eine erfolgreiche Impfkampagne gestellt. Gemeinsam mit dem Pharma-Multi Astrazeneca sollte die renommierte Universität von Oxford mit Hochdruck an einem Wirkstoff forschen. Zudem hatte die Regierung vorsorglich auch bei Pfizer/Biontech schon früh Impfdosen im grossen Stil vorbestellt.
Anfang des Jahres konnte Grossbritannien dann loslegen, die Bilder der ersten Senioren beim Impftermin gingen um die Welt (BLICK berichtete). Seither machen die Briten wacker vorwärts.
Israel: Geld und Organisation
Musterschüler in Sachen Corona-Impfung ist aber Israel. Das Land hat bereits jetzt eine Impfquote von satten 48 Prozent! Längst sind bei den Israelis nicht bloss die älteren Personen und Risikogruppen dran mit Impfen. Auch Jugendliche werden mittlerweile zum Termin gebeten.
Der Hauptfaktor für den israelischen Turbo: Geld. Premierminister Benjamin Netanyahu liess sich die einzigartige Impf-Strategie einiges kosten. Noch bevor der Wirkstoff von Pfizer/Biontech überhaupt zugelassen wurde, hat die Regierung 8 Millionen Dosen bestellt (zum Vergleich: Die Schweiz hat 3 Millionen Dosen bestellt). Pro Einheit soll Israel etwa 30 Dollar hingeblättert haben – fast doppelt so viel wie andere Länder.
Auch sonst hat das Land einen besonderen Deal ausgehandelt. Im Gegenzug für den Wirkstoff liefert Israel dem Hersteller anonymisierte Daten wie Alter und Geschlecht, mögliche Vorerkrankungen oder spätere Nebenwirkungen. Pure Währung für die Forscher bei Pfizer/Biontech!
Gute Noten bekommt Israel aber auch für seine Organisation der Impfungen. Die vier staatlichen Krankenkassen sind für die Impfkampagne verantwortlich, unterstützt werden sie von Israels Armee. Das Resultat kann sich sehen lassen: Schon im April könnte das Land die Herdenimmunität geschafft haben.