Sie schrieb über die Ausbreitung des Coronavirus in der Millionenmetropole Wuhan und kam deswegen vor Gericht. Das Urteil: vier Jahre Knast. Zhang Zhan wurde vorgeworfen mit ihren Berichten «Streit geschürt und Unruhe gestiftet» zu haben. Die chinesische Journalistin hatte kritisch über die Reaktion der Behörden auf das neue Virus berichtet. Im Mai 2020 wurde sie festgenommen, im Juni trat sie in einen Hungerstreik und wurde zwangsernährt. Ihr Gesundheitszustand ist nach Angaben ihrer Anwälte extrem schlecht.
Jetzt sorgen sich Angehörige sich um das Leben von Zhang Zhan. Die 38-Jährige sei nach ihrem wochenlangen Hungerstreik stark untergewichtig und «lebt vielleicht nicht mehr lange», schrieb ihr Bruder Zhang Ju im Online-Dienst Twitter. «Sie wird den kommenden kalten Winter vielleicht nicht überleben.» Sie soll weniger als 40 Kilogramm wiegen.
Zhangs Mutter wollte sich gegenüber der Nachrichtenagentur AFP nicht zum Zustand ihrer Tochter äussern. Auch die Gefängnisverwaltung in Shanghai lehnte eine Stellungnahme ab.
Sofortige Freilassung gefordert – «bevor es zu spät ist»
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International bezeichnete Zhangs Inhaftierung am Donnerstag als einen «beschämenden Angriff auf die Menschenrechte». Sie müsse umgehend freigelassen werden, damit sie ihren Hungerstreik beenden und medizinisch versorgt werden könne. Nach Angaben von Reporter ohne Grenzen kann Zhang nicht gehen und ohne Hilfe auch nicht ihre Hand heben. Die NGO forderte ebenfalls die sofortige Freilassung der Bloggerin, «bevor es zu spät ist».
Die Behörden in China verfolgen eine rigorose Politik zur Eindämmung des Coronavirus. Wer die Erfolge der Regierung in Kampf gegen die Pandemie in Frage stellt, muss mit Repressalien rechnen. Zhang ist eine von vier Bloggern, die wegen ihrer Berichte über die Corona-Lage in Wuhan in Haft sitzen. (AFP/jmh)