New York im September 2008: Lehman Brothers macht Bankrott. Die Bilder der Mitarbeitenden, die ihr Hab und Gut in Kartonschachteln aus dem Hauptsitz an der Wall Street tragen, gehen um die Welt. Der Kollaps der amerikanischen Investmentbank steht am Anfang der Weltfinanzkrise von 2008 und 2009.
Aktienhändler Peter Tuchman (63) stand damals auf dem Parkett der New Yorker Börse und konnte nicht glauben, was sich nur wenige Hundert Meter entfernt abspielte. «Es brachen dunkle Tage, Wochen und Monate an», erinnert er sich.
Ein Leben an der Börse
Peter Tuchman ist an der Wall Street eine lebende Legende. 1985 begann er als Fernschreiber, heute investiert er im Auftrag von grossen Firmen an einem Tag Millionen, manchmal auch Milliarden Dollar. Tuchman, den aufgrund seines Aussehens alle «Einstein» nennen, ist der meistfotografierte Aktienhändler der Welt. Freude, Entsetzen, Angst und Triumph: Die Fotografinnen und Kameraleute lieben ihn für seine Emotionen.
Diese Woche war für Tuchman und seine Kollegen kompliziert. Ausgerechnet 13 Jahre nach dem Lehman-Brothers-Bankrott geht das Schreckgespenst einer neuen Finanzkrise um. Es heisst Evergrande. Ein Börsengigant mit 200'000 Angestellten, von dem 3,8 Millionen Jobs in China abhängen. Der zweitgrösste Immo-Entwickler der Volksrepublik hat 300 Milliarden Dollar Schulden aufgetürmt. Käufer, Investoren und Banken zittern seit Wochen. Evergrande steht vor dem Abgrund.
Wann kommt der nächste Crash?
«Es kam am Montag zu Panikverkäufen. Sofort waren die Erinnerungen an 2008 wieder präsent», sagt Aktienhändler Tuchman. Mitte Woche folgte eine leichte Entwarnung aus Asien: Evergrande konnte eine Vereinbarung mit inländischen Gläubigern erreichen. Der Kollaps ist abgewendet – zumindest vorerst.
Ist ein Crash wie vor 13 Jahren in Zukunft überhaupt noch denkbar? «Ja», meint Tuchman. Er unterstreicht zwar, dass die Banken aufgrund höherer Kapitalquoten robuster dastehen. «Aber die Geschichte hat uns gelehrt, dass die Menschen dazu tendieren, dieselben Fehler immer und immer zu wiederholen.»
Die ganze Sendung «Call to Wall Street»:
Vom Zürcher Paradeplatz, dem Herzen des Schweizer Finanzplatzes, direkt ins Epizentrum des amerikanischen Kapitalismus an die New Yorker Börse: In der neuen Börsensendung «Call to Wall Street» spricht Blick-Wirtschaftsredaktor Nicola Imfeld mit Börsenlegende Peter Tuchman (63) jeden Samstag über die brennendsten Themen an den Finanzmärkten und aus der Welt des Geldes.
Vom Zürcher Paradeplatz, dem Herzen des Schweizer Finanzplatzes, direkt ins Epizentrum des amerikanischen Kapitalismus an die New Yorker Börse: In der neuen Börsensendung «Call to Wall Street» spricht Blick-Wirtschaftsredaktor Nicola Imfeld mit Börsenlegende Peter Tuchman (63) jeden Samstag über die brennendsten Themen an den Finanzmärkten und aus der Welt des Geldes.