Nur China schottet sich weiterhin ab
In diesen Ländern ist die Zero-Covid-Strategie gescheitert

Lange setzten sie auf rigorose Massnahmen und geschlossene Grenzen. Doch jetzt lockern Länder im asiatisch-pazifischen Raum ihre strengen Regeln. China allerdings setzt weiterhin auf Null-Covid.
Publiziert: 02.11.2021 um 18:40 Uhr
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In Australien waren die Massnahmen vor allem für Einreisende besonders strikt.
Foto: AFP

Es ist das Ende einer langen verfolgten Null-Covid-Strategie: Im asiatisch-pazifischen Raum haben mehrere Länder ihre strikten Massnahmen aufgegeben und sind zum Alltag zurückgekehrt. Die Devise ist neu: Ein Leben ohne Virus ist praktisch unmöglich, man muss lernen, damit zu leben.

Südkorea: Trotz gegen 2000 neuer Infektionen täglich werden die Massnahmen ab Montag gelockert. Ausgangssperren enden, die Rückkehr an fast allen Arbeitsplätze sowie private Versammlungen bis zu zehn Personen werden erlaubt.

Japan: In Japans Hauptstadt Tokio sind Bars und Restaurants wieder geöffnet worden. Trotz landesweit Hunderter neuer Fälle täglich.

Australien: Wo bisher ein strenges Grenzregime galt, dürfen geimpfte Personen teilweise wieder einreisen. So können sich Familienmitglieder, die sich bis zu zwei Jahren nicht mehr gesehen haben, endlich wieder in die Arme schliessen.

Neuseeland: Premierministerin Jacinda Ardern (41) hat bisher ganze Grossstädte sofort unter Quarantäne gestellt, wenn ein Fall festgestellt worden ist. Doch seit dem Auftauchen der Delta-Variante zeigen die Massnahmen nicht mehr das gewünschte Ergebnis. Nun hat sie die Null-Covid-Strategie aufgegeben. Ardern: «Dank der Impfungen können wir jetzt damit anfangen, unsere Strategie zu ändern. Wir haben Grund, optimistisch in die Zukunft zu sehen.»

Thailand: Das Land mit einer tiefen Impfrate von 42 Prozent erlaubt es Personen aus Ländern mit geringem Risiko und hoher Impfrate, ohne Quarantäne einzureisen.

China riegelt ab

Die grosse Ausnahme ist China, wie CNN berichtet. Das Land, in dem Covid vor fast zwei Jahren entdeckt wurde, ist weiterhin entschlossen, das Virus innerhalb der Landesgrenzen zu eliminieren. China hält trotz hoher Impfquote von über 75 Prozent an seiner strikten Null-Covid-Strategie fest.

Noch immer gelten in China geschlossene Grenzen, langwierige Quarantänemassnahmen für alle Einreisen aus dem Ausland und sofortige lokale Sperren bei einem Ausbruch. So wurde am Dienstag die Stadt Lanzhou mit vier Millionen Einwohnern gesperrt, nachdem da lediglich sechs Covid-Fälle gemeldet worden waren.

Chinas Null-Covid Strategie hat auch den grössten Freizeitpark des Landes getroffen: Nach einem Corona-Fall wurde das Disneyland in Shanghai umgehend geschlossen, Tausende Besucher mussten stundenlang ausharren.

Eine Änderung der chinesischen Politik ist nicht in Sicht. Auch wenn einige Mitglieder der Gesundheitsbehörde bei Erreichen einer Impfrate von 85 Prozent eine langsame Öffnung vorschlagen, glauben Beobachter an keine Veränderung in den kommenden zwölf Monaten.

Mit dem Virus leben

Südkorea war eines der ersten Länder, das einen schweren Ausbruch von Covid verzeichnete. Es hatte mit seinen strengen Massnahmen aber auch schon früh Erfolg, das Virus im Zaum zu halten. Bis Mitte 2021 die Delta-Variante auftauchte. Delta hatte fast alle Länder dazu veranlasst, auf Impfungen zu setzen und sich auf ein Leben mit dem Virus einzustellen, statt alle Kraft auf dessen Eliminierung zu setzen.

Zhengming Chen, Professor für Epidemiologie an der Universität Oxford, sagt auf CNN, dass die Delta-Variante kaum ausgerottet werden könne. Chen: «Die Erfahrungen in Australien und Neuseeland zeigen, dass man sich sehr bemüht hat, aber man kommt an einen Punkt, an dem man einfach nicht mehr weitermachen kann, wenn man sich abschottet. Es wird immer wieder auftauchen.» (gf)

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