«Die Taliban suchen nach Mädchen im Alter meiner Töchter»
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Ex-BBC-Korrespondent:«Die Taliban suchen nach Mädchen im Alter meiner Töchter»

Schock-Bericht aus Afghanistan
Die Taliban gehen auf Mädchen-Jagd

Die islamistischen Taliban haben Afghanistan im Sturm erobert. Vor allem für Mädchen und Frauen hat dies schlimme Folgen. Laut Berichten kommt es bereits zu schweren Menschenrechtsverletzungen.
Publiziert: 18.08.2021 um 00:44 Uhr
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Aktualisiert: 18.08.2021 um 08:15 Uhr
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Taliban-Kämpfer patrouillieren in der afghanischen Hauptstadt Kabul.
Foto: AFP

Die radikalen Islamisten haben die afghanische Hauptstadt Kabul praktisch ohne Gegenwehr eingenommen. Damit werden Erinnerungen an 1996 wach. Damals errichteten die Taliban einen Gottesstaat, nahmen Mädchen und Frauen ihre Rechte.

Bereits sorgen Berichte aus anderen Landesteilen für Angst und Schrecken: Die Islamisten sollen Jagd auf unverheiratete Mädchen und Frauen machen, um sie zur Ehe mit Taliban-Kämpfern zu zwingen. Zudem dürfen Frauen teilweise nur noch komplett verhüllt und mit einem männlichen Begleiter aus der Familie vor die Haustür.

Aufruf beim Freitagsgebet

Laut «Bloomberg» gehen die Taliban in einigen Gebieten von Tür zu Tür und stellen Listen von Frauen und Mädchen im Alter zwischen 12 und 45 Jahren zwecks Zwangsheirat zusammen. Das «Wall Street Journal» berichtet über einen ähnlichen Vorgang: Nachdem die Taliban Ende Juni den Bezirk Rustaq in der nördlichen Provinz Takhar eingenommen hatten, sprach ein hochrangiger Vertreter während des Freitagsgebets in der Moschee zu den Bewohnern. Laut einem anwesenden Einheimischen habe er die Bewohner dazu aufgefordert, alle Mädchen über 15 Jahren und Witwen unter 40 mit Taliban-Kämpfern zu verheiraten.

Der Einheimische sei später selbst vorgeladen und aufgefordert worden, seine 15-jährige Tochter auszuliefern. In einem Telefoninterview sagte er, er sei aus der Gegend geflohen und versuche nach Kabul zu gelangen. Inzwischen ist seine Tochter auch in der Hauptstadt nicht mehr sicher vor den Taliban.

Auch Ismael Shahamat – Ex-BBC-Journalist und vor drei Jahren in die Schweiz geflüchtet – hat Angst um seine Töchter. Seine Familie ist immer noch in Kabul. «Es gibt so viele Aufzeichnungen, die von internationalen Organisationen bestätigt wurden, dass die Taliban in allen Provinzen nach Mädchen im Alter meiner Töchter gesucht haben», sagt Shahamat zu Blick. «Meine Töchter können nicht entkommen. Im Moment sind alle Grenzen unter der Kontrolle der Taliban.»

Journalistin: «Ich weiss, dass Familien Töchter hergeben müssen»

Eine afghanische Journalistin (22) schreibt für «The Guardian» anonym über ihre Flucht vor den Taliban. Sie habe aus dem Haus ihrer Familie irgendwo im Norden des Landes fliehen müssen. «Letzte Woche war ich noch Nachrichtenjournalistin», schrieb sie vor einer Woche. «Heute kann ich nicht mehr unter meinem eigenen Namen schreiben oder sagen, woher ich komme oder wo ich bin. Mein ganzes Leben ist in nur wenigen Tagen ausgelöscht worden.»

Sie fühle sich auch nicht mehr sicher, weil sie eine 22-jährige Frau sei. «Ich weiss, dass die Taliban Familien dazu zwingen, ihre Töchter als Ehefrauen für ihre Kämpfer herzugeben.»

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Ladenbesitzer übermalt Models

Die Islamisten streiten offiziell jegliche Zwangsheiraten ab. Dies würde laut ihrem Sprecher Zabiullah Mujahid gegen islamische Gesetze verstossen. Berichten zufolge ist das Terror-Regime der Taliban jedoch bereits deutlich zu spüren. An Geschäften, in denen sich normalerweise Frauen aufhalten, seien Warnungen angebracht worden. Die Frauen sollten die Läden nicht betreten, ansonsten bekämen sie Konsequenzen zu spüren. Taliban-Kämpfer sollen sogar eine Frau erschossen haben, weil sie zu enge Kleidung trug.

In Kabul wurde der Besitzer eines Schönheitssalons dabei fotografiert, wie er aus Angst vor den Taliban Fotos von Models an der Aussenseite seines Ladens übermalte. Wie «Al Jazeera» berichtet, forderten die Extremisten weibliche Angestellte in einigen Banken auf, nicht an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.

UN-Generalsekretär António Guterres (72) erklärt, er sei besorgt über die Berichte von Menschenrechtsverletzungen an Frauen und Mädchen in Afghanistan. Er befürchte eine Rückkehr zu den Verhältnissen der 1990er-Jahre, als die Taliban den Mädchen Bildung untersagten und drakonische Regeln für Frauen erliessen. Berichte zu sehen, wonach den afghanischen Mädchen und Frauen ihre hart erkämpften Rechte entrissen werden, sei «entsetzlich und herzzerreissend». Guterres: «Angriffe auf Zivilisten sind eine schwere Verletzung des humanitären Völkerrechts und sind gleichbedeutend mit Kriegsverbrechen.» (noo)

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