Schluss mit Geschrei, Nuggis und Milch-Schoppen im Parlament. Künftig dürfen in Grossbritannien keine Babys mehr in das Hohe Haus mitgenommen werden.
Wie der «Spiegel» berichtet, hat das britische Parlament die Abgeordneten am Donnerstag nämlich dazu aufgefordert, ihre Babys zukünftig möglichst nicht mehr mit ins Unterhaus, in Ausschüsse oder die Westminster Hall zu bringen. Der Grund: Die Windelpupser könnten dort nämlich für «einige Verwirrung sorgen».
Labour-Abgeordnete erhielt Rüffel der Parlamentsverwaltung
Auslöser der neuen Weisung ist die Debatte um die Labour Abgeordnete Stella Creasy (45). Sie hat in den vergangenen Jahren mediale Aufmerksamkeit erlangt, nachdem sie im Jahr 2020 ihre Tochter und ein Jahr später auch ihren Sohn mehrfach an Sitzungen im britischen Unterhaus mitgenommen hatte – im Tragetuch.
Im November 2021 erhielt sie dafür dann eine mahnende Mail der Parlamentsverwaltung mit einem Verweis auf die Regeln des britischen Parlaments, welche keine Kinder im Plenum vorsehen. Das wollte sich Creasy nicht gefallen lassen und übte lautstark Kritik in den sozialen Medien.
In Anbetracht von Creasys Kritik hat Unterhaussprecher Lindsay Hoyle (65) die Regeln bezüglich Kindern im Parlament jetzt neu prüfen lassen. Das Ergebnis dürfte die Politikerin aber alles andere als freuen. Denn der zuständige Ausschuss bleibt hart.
Langjährige Praxis hat sich bewährt
Als Begründung wird auf die langjährige Praxis verwiesen, wonach Babys nicht in der Kammer dabei sein sollten. Es habe zwar in der Vergangenheit einzelne Fälle gegeben, in denen Abgeordnete ihren Nachwuchs mitgebracht hätten, ohne dass dies die Abläufe im Parlament gestört hätte. Trotzdem hätten die Kinder aber zu Verwirrung und zu einer Diskrepanz zwischen den eigentlich geltenden Regeln und der tatsächlich umgesetzten Praxis geführt, kommt der Ausschuss zum Schluss.
Auch wenn Kinder im britischen Parlament also nicht erwünscht sind, dürfe es laut der neuen Weisung aber dennoch eine Art «Ermessensspielraum» geben, der von den jeweiligen Parteivorsitzenden aber «äussert sorgfältig» angewendet werden solle. Ganz kinderlos dürfte es im House of Commons auch zukünftig nicht bleiben. (ced)