So viel Regen gab es in Sydney fast noch nie: Nur einen Monat nach den katastrophalen Überschwemmungen an der australischen Ostküste sind Teile der Millionenmetropole erneut von Starkregen betroffen. Besonders gefährlich ist die Situation in den südlichen Vororten Woronora und Bonnet Bay, wo die Behörden Evakuierungsbefehle für Tausende Anwohner erteilten.
Die Feuchtigkeit hat einen weiteren unliebsamen Effekt: «Australiens berüchtigte ‹creepy crawlies› (gruselige Krabbeltiere) sind in Massen unterwegs und suchen Zuflucht vor dem unerbittlichen Regen», heisst es beim Sender 9News unter Berufung auf Experten.
Einwohnerin fing halbes Dutzend Giftspinnen
Zahlreiche Bürger berichten in sozialen Netzwerken von einer massiven Zunahme an Blutegeln. Aber auch Schlangen und Spinnen sind auf dem Vormarsch, darunter die gefährliche Sydney-Trichternetzspinne – die giftigste Spinnenart der Welt.
Eine Bürgerin aus Sydney habe allein in den vergangenen zwei Monaten ein halbes Dutzend Trichternetzspinnen beim Gegengiftprogramm des Australian Reptile Park abgegeben, sagt der Reptilienpfleger des Parks, Sam Hermann. Das sei ein klarer Hinweis auf die massive Zunahme der Sichtungen.
Es gebe aber keinen Grund zur Panik: Die Tiere seien nicht darauf aus, Menschen vorsätzlich zu verletzen. Am besten sei es, ruhig zu bleiben und die Tiere sicher einzufangen – aber auch, einen Kompressionsverband für alle Fälle bereitzuhalten. Seit der Entwicklung eines Gegengifts im Jahr 1981 gab es keinen eindeutig der Spinne zugeordneten Todesfall mehr.
Nassester Jahresbeginn
In nur drei Monaten sei in der Stadt mit dem weltberühmten Opernhaus so viel Niederschlag gefallen wie sonst in einem ganzen Jahr, zitiert der Sender 7News einen Sprecher der australischen Meteorologiebehörde.
Tagelanger Starkregen führte schon im Februar und März zu historischen Überflutungen vor allem im Norden des Bundesstaates New South Wales und im angrenzenden Queensland. In Sydney regnete es dabei zweieinhalb Wochen lang fast ununterbrochen. Meteorologen sprachen damals schon vom nassesten Jahresbeginn in der grössten Stadt des Landes seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1858.
Ein Ende des Regens ist derweil nicht in Sicht: Zwar werde er am Wochenende nachlassen, jedoch würden ab Dienstag neue Niederschläge erwartet, so der Wetterdienst. «Der Boden ist mit Wasser gesättigt, die Flüsse sind voll, die Dämme sind am Limit», sagt Dean Story von den Notdiensten des Bundesstaats New South Wales. Die Behörden warnen wegen der instabilen Böden auch vor möglichen Erdrutschen. (SDA/noo)