Saftige Bussgelder und Helmpflicht
E-Scooter-Puff in Italien

Eine neue Helmpflicht für E-Scooter in Italien sorgt für Ärger. In den Grossstädten werden erste Bussgelder von 50 Euro verhängt. Touristen und Verleiher beklagen mangelnde Information und Umsetzbarkeit.
Publiziert: 16.12.2024 um 10:13 Uhr
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Aktualisiert: 16.12.2024 um 10:53 Uhr
E-Scooter-Bussen und eine Helmpflicht haben in Italien eine Debatte ausgelöst.
Foto: imago images / photothek

Auf einen Blick

  • Neue Helmpflicht für E-Scooter in Italien sorgt für Ärger
  • Ausländische Touristen besonders verunsichert, Vermieter befürchten Geschäftseinbussen
  • 50 Euro (47 Franken) Bussgeld für Fahren ohne Helm, über 50'000 E-Scooter in Italien
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In Italien sorgt eine neue Helmpflicht für Elektro-Tretroller mächtig für Ärger. In Grossstädten wie Rom, Florenz und Mailand wurden mit Beginn der Regelung am Wochenende die ersten Bussgelder verhängt. Wer auf dem E-Scooter ohne Helm angehalten wird, muss 50 Euro zahlen. Viele Fahrer beklagten sich, darüber nicht informiert worden zu sein, insbesondere ausländische Touristen. Die Verleiher sorgen sich um ihr Geschäftsmodell.

Die Helmpflicht gehört zu einer Reihe von Massnahmen, mit denen die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (47) die hohe Zahl von mehr als 3000 Verkehrstoten pro Jahr senken will. Dazu wurde auch das Bussgeld fürs Telefonieren am Steuer drastisch erhöht, auf 250 Euro Minimum. E-Scooter, die vor allem in touristischen Zielen verbreitet sind, müssen jetzt auch ein Nummernschild haben. Bisher gab es nur für Minderjährige eine Helmpflicht.

Verkehrs-Allianz beklagt «totales Chaos»

In den Grossstädten hielt die Polizei am Wochenende viele E-Tretroller-Fahrer an, die ohne Kopfschutz unterwegs waren. Das führte immer wieder zu längeren Diskussionen. Zudem waren die Telefonleitungen von E-Scooter-Vermietern wie Lime und Dott dauerbesetzt. Italiens Allianz für nachhaltige Mobilität, in der sowohl Verbraucher als auch Unternehmen zusammengeschlossen sind, sprach von «totalem Chaos».

Speziell bei Ausländern herrscht grosse Verunsicherung. Die US-Amerikanerin Elizabeth Stills sagte der dpa: «Woher soll ich das wissen? Vielleicht hätte ich in Deutschland damit gerechnet, dass ich einen Helm aufsetzen muss. Aber doch nicht in Italien.» Der deutsche Rom-Besucher Julian Dost aus Köln sagte: «Natürlich ist es vernünftig, einen Helm aufzusetzen. Aber wo soll ich den herbekommen?» In den meisten Fällen drückte die Polizei am Wochenende noch ein Auge zu.

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«Völlig ideologische Vorschriften»

Einige Vermieter haben es bereits für unmöglich erklärt, die Roller mit Helm auszustatten. Der Dott-Manager Andrea Giaretta sagte: «Wo sollen wir den anbringen?» Er hielt der Regierung vor, mit «völlig ideologischen Vorschriften» die Branche massiv zu gefährden. In Italien gibt es mehr als 50'000 Elektro-Tretroller. Vergangenes Jahr kamen 21 Menschen bei Unfällen damit ums Leben. Verkehrsminister Matteo Salvini (51) sieht in den neuen Regelungen einen Kampf gegen den «Dschungel auf den Strassen».

Auch in anderen Ländern sorgen E-Scooter immer wieder für Ärger, wenn Fahrer rücksichtslos auf Bürgersteigen unterwegs sind. Zudem werden die Roller häufig nicht ordentlich geparkt, sondern einfach irgendwo abgestellt oder auf dem Boden liegengelassen. In Paris und Madrid ist der Verleih sogar verboten. In der Schweiz gibt es für Elektro-Tretroller keine Helmpflicht. Man braucht auch keinen Führerausweis.

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