Ein abgehörtes Telefongespräch zeigt, wie brutal es an der Frontlinie im Ukraine-Krieg zu und hergeht. Der ukrainische Verteidigungsnachrichtendienst hat Aufnahmen eines russischen Soldaten veröffentlicht. Während des Dialogs wird seine Truppe offenbar gerade angegriffen. Im Hintergrund sind immer wieder Schüsse zu hören.
«Es ist ein verdammtes Chaos», sagt der Soldat. «Ja, davon habe ich schon gehört. Wie ist das Essen bei dir? Wie sind die Bedingungen?», will sein Gesprächspartner wissen. «Frag gar nicht erst. Zwei Leute bekommen eineinhalb Flaschen Wasser pro Tag.»
Über das Essen sprechen die beiden nur kurz. Sehr kurz. «Das Essen ist schlecht, richtig?» Die Antwort: «Ja.» Sein Gesprächspartner möchte wissen, wo er sich aufhält. Doch der russische Kämpfer geht vorerst nicht darauf ein. «Die bombardieren uns pausenlos, das ist ein Mörserangriff», klagt er.
Codename «Musiker»
«Sind das eure Leute, die da schiessen?» «Nein, die Ukrainer.» Dann verrät er seinen Standort: «Wir sind an der Frontlinie.» Der Beschuss sei derart stark, dass die Klingen wegfliegen würden. «Welche Klingen?», fragt sein Gesprächspartner. Der Soldat erklärt: «Die Geschossblätter von den Granaten. Die werden total verbogen – wie Schrauben.»
Der ständige Beschuss fordert weitere Opfer. «Unser Kommandant und sein Stellvertreter sind verwundet. Und der Typ neben uns ist tot. Wir haben ‹Musiker› hier bei uns. (ein Spitzname für die Söldner der Wagner-Gruppe – Anm. d. Red).»
Auf eine Gegenfrage antwortet der Soldat nicht mehr. Die Gefechtslage lässt es wohl nicht mehr zu. «Oh. Scheisse. Da ist die Hölle los. Ich will nicht darüber reden... Es ist alles verloren.» Dann endet das Telefonat. (abt)