Die russischen Systeme der elektronischen Kriegsführung erweisen sich offenbar als wirksam gegen Waffen, die bislang als unverwundbar galten. Wie der britische «Economist» berichtet, stört Russland effektiv das GPS-Signal westlicher Waffen in der Ukraine. Das könne auch moderne Raketensysteme praktisch untauglich machen.
Das sogenannte Globale Positionierungssystem GPS ist nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Wer braucht noch Landkarten. Smartphone-Apps führen dank der GPS-Technologie sicher ans Ziel. Doch offenbar versagt eine Spezialversion der kommerziell genutzten Technologie jetzt im Ukraine-Krieg.
Technologie aus den 1970er-Jahren
Entwickelt worden war das GPS-System in den 1970er-Jahren von der US-Raumfahrtbehörde für das Militär. In der Ukraine dient es der Steuerung von präzisionsgelenkten Artilleriegschossen, zum Beispiel von Excalibur- und GMLRS-Raketen. «Die Ortungssysteme dieser Waffen werden jedoch häufig von den Russen blockiert», berichtet der «Economist». «Manchmal sind auch Raketenmodelle betroffen, die als unverwundbar galten.»
Auch spezielle Signale und Anti-Jamming-Filter schützen demnach nicht vor den russischen elektronischen Kriegsführungssystemen. Offenbar haben amerikanische Generäle den US-Kongress seit Jahren gewarnt, dass die Armee zu sehr auf GPS angewiesen sei.
Alternativen stehen zur Diskussion und sind vereinzelt bereits im Einsatz. Etwa das Funknavigationssystem Eloran, das stärkere bodengestützte Signale verwendet, die viel schwieriger zu stören sind, aber viel mehr Sender erfordern. Eloran ist nicht GPS-kompatibel, weshalb es mit der Entwicklung stockt.
Relativ simple Lösung
Die gebräuchlichste Alternative ist die sogenannte Trägheitsnavigation. Sie gilt als wirksam, ist aber anfällig für das Abweichen von Geschossen vom Flugkurs. Kleine Fehler bei der Beschleunigungsmessung führen schnell zu grösseren Fehlern bei der Ortung. Hinzu kommen extrem hohe Kosten für solche Navigationssysteme.
Eine wieder andere Technologie basiert auf sichtbaren Orientierungspunkten. Die amerikanischen Tomahawk-Marschflugkörper, die noch aus der Zeit vor der Entwicklung von GPS stammen, nutzen eine sogenannte Gelände-Konturanpassung für die Flugbahn und um Hügel und Täler zu identifizieren.
Neue Lenksysteme zu entwickeln und in bestehende Munition einzubauen, würde viele Jahre beanspruchen. In der Zwischenzeit schlagen die durchgesickerten Pentagon-Berichte über die elektronischen Störaktionen in der Ukraine eine einfachere Lösung vor: die Bombardierung russischer Störsender. (kes)