Peinlich-Rücktritt in Paraguay
Regierungsbeamter unterzeichnete Abkommen mit fiktivem Land

Ein hochrangiger Beamter aus Paraguay ist zurückgetreten, nachdem er ein Abkommen mit einem fiktiven Land unterschrieben hat. Die «Vereinigten Staaten von Kailasa» erfand ein selbsternannter indischer Guru auf der Flucht vor einer Reihe von Anklagen.
Publiziert: 01.12.2023 um 21:25 Uhr
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Aktualisiert: 01.12.2023 um 22:31 Uhr
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Dieses Foto kostete Arnaldo Chamorro den Job.
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Peinlich-Rücktritt in Paraguay! Arnaldo Chamorro (43) ist am Mittwoch überraschend von seinem Posten als Stabschef des Ministeriums für Landwirtschaft und Viehzucht zurückgetreten. Zuvor war bekanntgeworden, dass er ein Abkommen mit den Repräsentanten eines fiktiven Landes unterzeichnet hatte, wie unter anderem die britische «Times» berichtet. 

Die Fake-Nation nennt sich «Vereinigte Staaten von Kailasa» (USK) und wird von einem flüchtigen selbsternannten indischen Guru namens Nithyananda (45) regiert. Nithyananda wird in Indien seit 2019 wegen diverser Vergehen gesucht, darunter sexuelle Nötigung. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt.

Beamter wusste nicht, wo Kailasa liegt

Trotz gegensätzlicher eigener Behauptungen werden die «Vereinigten Staaten von Kailasa» nicht von den Vereinten Nationen als Nation anerkannt. Dennoch gelang es Nithyananda und seinen Gefolgsleuten, mehrere Beamte in Paraguay, darunter Chamorro, hereinzulegen.

Besonders peinlich: Das von Chamorro unterzeichnete Abkommen tauchte in den sozialen Medien auf. Das Dokument beinhaltete Empfehlungen, diplomatische Beziehungen mit den USK zu etablieren. Ferner enthielt es die Forderung, «die Erklärung Kailasas als souveränen und unabhängigen Staat in diversen internationalen Organisationen, einschliesslich der Vereinten Nationen, zu unterstützen». 

In Kailasas Social-Media-Konten veröffentlichte Fotos zeigen zudem Vertreter des fiktiven Landes, die Vereinbarungen mit lokalen Führern der Gemeinden María Antonia und Karpai unterzeichnen.

Chamorro musste in einem Radiointerview verlegen zugeben, dass er beim Unterzeichnen des Abkommens nicht wusste, wo Kailasa überhaupt liegt. Ungeachtet dessen setzte er seine Unterschrift unter das Dokument, weil Kailasa darin versprach, Paraguay bei verschiedenen Problemen, darunter Bodenbewässerung, zu unterstützen.

USK-Vertreter tauchten in Genf auf

Auf ihrer Website beschreibt sich das fiktive Land als «antike, erleuchtete, hinduistische, zivilisatorische Nation, die von verdrängten Hindus weltweit wiederbelebt wird». Nithyananda sei der rechtmässige «Herrscher über 19 antike hinduistische Königreiche». Das Fake-Land verfügt sogar über eine eigene an «Wikipedia» angelehnte Online-Enzyklopädie namens «Nithyanandapedia». Physisches Territorium nimmt Kailasa nicht ein. 

Nicht zum ersten Mal kommt es zu Täuschungsversuchen durch USK-Vertreter. Anfang Jahr versuchten sie laut dem «Guardian» an einem Treffen der Vereinten Nationen in Genf teilzunehmen. Ihr Ziel: Abkommen mit Lokalpolitikern aus Kanada und den USA abschliessen. (nad)

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