Wechsel zu Maradona-Klub
Dieser unbekannte Schweizer greift in Argentinien nach den Sternen

Weit abseits europäischer Wahrnehmung hat sich ein unbekannter Schweizer in Argentinien ins Rampenlicht gespielt: Lucas Blondel, neu beim Topklub Boca Juniors unter Vertrag und vielleicht auch schon bald ein Nati-Kandidat.
Publiziert: 14.10.2023 um 10:09 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2023 um 14:35 Uhr
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Mit Lucas Blondel spielt neu ein Schweizer für die Boca Juniors.
Foto: Getty Images
Emanuel Staub

Pelé soll einmal gesagt haben: «Ich habe in allen Stadien der Welt gespielt. Aber nur in diesem Stadion war mir, als würde die Erde beben.» Gemeint hat er damit das legendäre La Bombonera aus Buenos Aires, die Heimstätte des argentinischen Giganten Boca Juniors.

Bekannt ist Boca aber nicht nur für frenetische Fans. Sondern auch für Titelgewinne, mitreissenden Fussball – und seine Klublegende Diego Armando Maradona. Im fussballverrückten Südamerika gibts wenige bedeutsamere Klubs als den 35-fachen argentinischen Landesmeister.

Und plötzlich taucht ein Schweizer auf

Was Boca in seiner 118-jährigen Klubgeschichte aber nie hatte? Einen Schweizer Spieler. Zumindest bis vor wenigen Monaten. Denn seit Ende Juli steht beim Klub aus Buenos Aires ein hierzulande unbekannter Eidgenosse unter Vertrag – Lucas Blondel, 27 Jahre alt, Rechtsverteidiger.

Lucas wer? Kaum einer bei uns dürfte ihn auf dem Zettel haben. Dabei ist sein Familienname tief in der Schweizer Sportwelt verankert. Sein Vater, der Waadtländer Jean-Yves Blondel, war ein Tennisspieler in den Achtzigerjahren, kam aber nie über die Top 500 hinaus. Und auch Lucas' Grossvater und Grossonkel waren erfolgreiche Tennisspieler, sie nahmen für die Schweiz einst am Davis Cup teil, wie «Le Temps» ermittelt hat.

Jean-Yves verliebte sich in eine Argentinierin und siedelte nach der Geburt zweier gemeinsamer Kinder dauerhaft nach Südamerika über. Dort, im Städtchen Rafaela in Santa Fe, erlernte sein Sohn Lucas das Fussballspielen. Beim lokalen Verein Atlético Rafaela schaffte er es 2017 in die 1. Mannschaft. Er entwickelte sich gut, ging 2021 zu Tigre – und in diesem Jahr schliesslich zum Topklub Boca, wo er nun mit Uruguay-Star Edinson Cavani zusammenspielt.

«Ein moderner Rechtsverteidiger»

Einer, der Lucas Blondel bestens kennt, ist Johannes Skiba, Sportjournalist und Experte für Fussball in Südamerika. Er meint gegenüber Blick: «Im Prinzip ist Blondel ein Spätzünder. Vor zwei Jahren hat er im Alter von 25 mit Tigre noch in der zweiten Liga gespielt und wurde in der Aufstiegssaison zum besten Rechtsverteidiger gewählt.» Sein rasanter Aufstieg zu Boca ist für Skiba das Resultat einer «bemerkenswerten Entwicklung» – und der logische nächste Schritt.

Empfohlen habe sich Blondel mit seinem Profil als «moderner Rechtsverteidiger». Der Experte lobt den Schweizer als aggressiven Zweikämpfer und unermüdlichen Flankengeber. «Auch offensiv hat er viel zu bieten», meint Skiba. Das unterstreicht ein Blick auf die Statistik – in sechs Einsätzen für Boca traf Blondel bereits zweimal.

Langfristig traut ihm Skiba zu, sich in Buenos Aires als Schlüsselspieler zu etablieren. «In der Vorbereitung im Januar wird er den Stammplatz hinten rechts angreifen wollen. Das traue ich ihm trotz der starken Konkurrenz zu.»

Eine Option für den SFV?

Wenn sich ein Schweizer bei einem Spitzenverein aus dem Lande des Weltmeisters durchsetzt, dann müsste dieser doch eigentlich auch für die Nati ein Thema sein. Besonders, da auf Blondels Position hinten rechts bekanntermassen Mangel an Alternativen besteht.

Südamerika-Kenner Skiba schätzt das Level, auf dem sich Blondel wöchentlich misst, im europäischen Vergleich jedenfalls als gut genug ein: «Ich sehe die Liga auf einem ähnlichen Niveau wie die holländische Eredivise – auch wenn der Fussball sehr unterschiedlich ist.»

Und was meint der SFV zur Personalie Blondel? «Ich persönlich habe keinen Kontakt zu ihm, aber ich weiss, dass es ihn gibt», sagt Nati-Direktor Pierluigi Tami auf Blick-Anfrage. Verantwortlich für das Scouting sei in diesem Fall der Staff der A-Nati.

Empfehlen für den SFV könnte sich Blondel eventuell mit einer internationalen Trophäe. Anfangs November greift er im Finale der Copa Libertadores, der südamerikanischen Champions League, mit den Boca Juniors nach den Sternen.

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