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Klima-Aktivisten blockierten Retter in Berlin
Velofahrerin im Spital gestorben

Wegen Klima-Kleber kam ein Rettungsfahrzeug in Berlin zu spät an eine Unfallstelle. Eine Velofahrerin geriet unter einen Betonmischer. Nun ist sie im Spital gestorben. Die Aktivisten wollen trotzdem weitermachen.
Publiziert: 04.11.2022 um 08:30 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2022 um 11:25 Uhr
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Eine Velofahrerin geriet in Berlin unter diesen Betonmischer.
Foto: picture alliance/dpa

Eine Velofahrerin (†44) ist nach einem Betonmischer-Unfall für hirntot erklärt worden. Sie war am Montag in Berlin unter einen Betonmischer geraten und wurde dabei schwer verletzt. Um die eingeklemmte Frau zu befreien, machte sich die Feuerwehr auf den Weg. Darunter auch ein Spezialfahrzeug, mit dessen Hilfe der tonnenschweren Lastwagen angehoben werden sollte.

Und genau dieses Fahrzeug kam nicht durch. Weil Klimaaktivisten die Strasse blockierten.

Auf der Strasse festgeklebt

Die Gruppe Letzte Generation hatte sich auf die Strasse der Stadtautobahn festgeklebt. «Die Rettung hat sich dadurch verzögert», sagte Feuerwehrsprecher Rolf Erbe (62) zu «Bild». Nach Angaben von «Tagesspiegel» waren die Einsatzkräfte der Feuerwehr nach 19 Minuten bei der Unfallstelle – 7 bis 9 wertvolle Minuten gingen so verloren. Gegen einen 63-Jährigen und einen 59-Jährigen werde ermittelt, sagte ein Sprecher am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

Die Frau wurde nach dem Unglück ins Spital gebracht, wo sie drei Tage lang um ihr Leben kämpfte. Vergebens. Nach Angaben der Polizei wurde die Frau am Donnerstag für hirntot erklärt. Am Freitag wurde dann bekannt, dass die Velofahrerin gestorben ist.

Am Unfallort geschah zeitgleich Dramatisches. Ein Erste Hilfe leistende Lkw-Fahrer (64) wurde aus noch unbekannten Gründen von einem Passanten mit einem Messer schwer verletzt. Die eintreffenden Einsatzkräfte, die über eine andere Strasse bereits an den Unfallort gelangt waren, konnten nicht auf das Spezialfahrzeug warten, sondern mussten sofort handeln. «Es ging um jede Minute», so ein Retter.

«Es ist Klimakampf, nicht Klimakuscheln»

Die Letzte Generation entschuldigte sich am Montag. «Bei all unseren Protestaktionen ist das oberste Gebot, die Sicherheit aller teilnehmenden Menschen zu gewährleisten. Das gilt selbstverständlich auch für alle Verkehrsteilnehmer.» Auf Twitter teilte die Bewegung zudem mit: «Dass die Radfahrerin, die am Montag in Berlin bei einem Unfall von einem Betonmischer verletzt wurde, nun für hirntot erklärt wurde, trifft uns tief.» Man wünsche den Angehörigen viel Kraft.

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Trotz des Todes der jungen Frau werde die Gruppe auch weiterhin Strassen blockieren, kündigte ein Aktivist gegenüber dem «Spiegel» an. Die Zeit sei vorbei, in der die politisch Verantwortlichen «mit schönen Worten zum Klimaschutz» davonkämen.

Auch Klimaschützer Tadzio Müller, ein bekannter Kopf in der Szene, zeigte keinerlei Verständnis für den Wirbel um den blockierten Rettungswagen. «Es ist Klimakampf, nicht Klimakuscheln», schrieb er am Montag auf Twitter. Sein Fazit: «Shit happens». Das bedeutet etwa so viel wie «Dumm gelaufen».

Inzwischen hat Müller den Tweet wieder gelöscht. Und er entschuldigte sich. Es sei eine «dämliche und respektlose Formulierung» gewesen.

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Zudem übte die Gruppe Letzte Generation scharfe Kritik an den Medien. «Dass ein ganzes Mediensystem sich gegen uns wenden würde, damit haben wir nicht gerechnet», erklärten die Aktivisten am Freitag. Der Deutsche Journalistenverband (DJV) wies die Kritik zurück. Seit Montag breche «eine Welle der Vorwürfe, Unwahrheiten und Hetze über uns hinein», beklagte die Letzte Generation.

Die Aktivisten beklagten, dass die mediale Öffentlichkeit den Unfall «instrumentalisiert». «Als sei endlich ein Aufhänger gefunden, unseren friedlichen Protest durch den Dreck zu ziehen.» Die Gruppe wirft der «Medienlandschaft» vor, dass sie «eine Situation in dieser Form fiktiv aufbauscht und damit demokratischen Protest in einer Krisensituation delegitimiert».

Zu künftigen Aktionen hiess es, die Gruppe werde sich von «öffentlicher Hetze» nicht davon abbringen lassen, «das einzig moralisch Richtige zu tun – in einer alles entscheidenden Krise nicht zu verharren, sondern loszugehen.» Die Bundesregierung solle den Protest dadurch beenden, indem sie die Krise in den Griff bekomme. «Bis dahin geht der Widerstand weiter.»

«Seit Wochen muss die Feuerwehr Umwege fahren»

Der Vorfall sorgt in Deutschland für Diskussion. Insbesondere, ob dieser Strassenprotest überhaupt sinnvoll ist. Für die Polizei Berlin ist klar: Diese Form des Aktivismus gefährdet Menschen.

«Spätestens jetzt sollte man sich mal vom Märchen des harmlosen Protests verabschieden», sagt Benjamin Jendro, Polizei-Sprecher von Berlin, zu «Bild». «Wer Verkehrswege blockiert, der riskiert und behindert die Handlungsfähigkeit der inneren Sicherheit und nimmt auch bewusst in Kauf, dass Menschen in Not länger auf Hilfe von Polizei und Feuerwehr warten müssen.»

Ähnlich sieht es CDU-Innenexperte Frank Balzer (57): «Seit Wochen muss die Feuerwehr Umwege fahren, weil Strassen blockiert sind. Die Justiz muss anfangen, die strafrechtliche Relevanz dieser Aktionen zu sehen.» Die Urteile? «Bislang zu milde.» (man/nab)

Anm. d. Redaktion: In einer ersten Meldung hiess es gemäss Polizeiinformationen am Donnerstag, die Velofahrerin sei verstorben. Kurze Zeit später korrigierte die Polizei, dass sie für hirntot erklärt wurde. Die Velofahrerin starb am Freitag.

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