Hier wird die Crew der «Fremantle Highway» geborgen
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Mega-Frachter in Flammen:Hier wird die Crew der «Fremantle Highway» geborgen

Retter berichtet vom «Fremantle Highway»-Drama
«Um 0.30 Uhr holte mich der Alarm aus dem Bett»

Vor der niederländischen Küste brennt seit Mittwochmorgen der Frachter «Fremantle Highway». Eine Rettungskraft und der Bürgermeister von Ameland berichten, wie sie die ersten Stunden des Schiffsbrands erlebten.
Publiziert: 27.07.2023 um 10:50 Uhr
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Aktualisiert: 27.07.2023 um 11:04 Uhr
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Wie lief die Rettung der Crew der «Fremantle Highway» ab?
Foto: keystone-sda.ch

«Um 0.30 Uhr holte mich der Alarm der Küstenwache aus dem Bett. Schon zehn Minuten später war ich mit meinen fünf Kollegen, die aus den Dörfern Buren, Nes, Ballum und Hollum in die Ballumer Bucht gekommen sind, vor Ort», erzählt Willard Molenaar (33) der «Rheinischen Post». Er gehört zu den Rettungskräften, die am frühen Mittwochmorgen die Besatzungsmitglieder der «Fremantle Highway» retteten. Der Brand war mitten in der Nacht ausgebrochen und hatte einen Grossteil der Besatzung im Schlaf überrascht.

Das Containerschiff brennt auch am Donnerstag noch. Das Feuer könnte die Einsatzkräfte noch tagelang beschäftigen. Der Flammen-Frachter hat über 3000 Autos geladen, ein defektes E-Auto soll den Brand verursacht haben.

Seemann stirbt bei 30-Meter-Sprung

Die Retter waren mit einem Rettungsboot aus Ameland sowie weiteren Booten aus Terschelling und von der Insel Schiermonnikoog zum Unfallort ausgerückt. Die Rettungsmission wurde ausserdem aus der Luft von zwei Helikoptern und einem Flugzeug unterstützt.

«Die ganze Crew war auf dem Deck. Sieben Mitglieder stürzten sich aus 30 Metern in die Tiefe», berichtet Molenaar, der für die Seenotrettungsorganisation «Koninklijke Nederlandse Redding Maatschappij (KNRM) arbeitet. Die Ameländer Besatzung rettete drei Männer, vier weitere wurden von zwei anderen Schiffen aus der See gezogen. Ein Seemann starb bei dem Sprung.

Die Crewmitglieder, die sich noch an Deck befanden, konnten mit Helikoptern ausgeflogen werden. Insgesamt konnten so 22 Menschen leicht verletzt gerettet werden. Sechs Verletzte wurden in ein Spital eingeliefert. Um 13.30 Uhr endet Molenaars Schicht. «Jetzt gehe ich erst mal ins Bett», sagt der erschöpfte Niederländer.

«Ein Abschleppen ist momentan nicht möglich»
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Küstenwache zum Brand:«Ein Abschleppen ist momentan nicht möglich»

Umweltkatastrophe droht

Leo Pieter Stoel (62), seit 2020 Bürgermeister von Ameland, spricht derweil den Hinterbliebenen des Toten sein Beileid aus. «Zuerst denken wir an die Familie des verstorbenen Seemanns. Ein schreckliches Unglück», so der Gemeindevorsteher.

Stoel steht in ständigem Kontakt mit dem «Rijkswaterstaat» (RWS). Die Behörde ist in den Niederlanden für den Bau und Unterhalt von Strassen und Wasserwegen zuständig. Er ist beunruhigt. «Noch weiss man nicht, ob der Frachter möglicherweise sinken und Öl oder toxische Stoffe ins Meer gelangen wird», erklärt er.

Gut 27 Kilometer vor der niederländischen Küste versuchen Rettungskräfte mit aller Macht, das Sinken des Schiffes und damit eine ökologische Katastrophe zu vereiteln. Doch solange das Schiff noch brennt, kann es nicht abgeschleppt werden.

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