Putins Soldaten gehen zunehmend brutaler vor. Darauf deuten immer mehr Berichte über getötete Zivilistinnen und Zivilisten hin. Auch Journalisten sind vor den russischen Truppen offenbar nicht sicher – das musste der Schweizer Kriegsberichterstatter Guillaume Briquet erfahren.
«Blessé par un commando russe», schreibt der Genfer zu einem Selfie, auf dem ihm Blut die Wange hinunterläuft, auf Facebook: Verwundet von einem russischen Kommando.
Journalist erlitt Verletzungen im Gesicht und am Arm
Laut einem Bericht der Online-Zeitung «Ukrainska Pravda» wurde der Schweizer in der Region Mykolaiv – einer Hafenstadt zwischen der heftig umkämpften Stadt Cherson und Odessa – durch Schüsse verwundet und in ein Spital in Kirovograd eingeliefert. Dort zeigen ihn auch Fotos der ukrainischen Nationalpolizei.
Briquet sei in einem Auto in Richtung Nikolaev unterwegs gewesen. Laut Berichten sei er von russischen Schüssen getroffen worden. Das Auto sei mit dem Schriftzug «Presse» versehen gewesen.
Er erlitt Verletzungen im Gesicht und am Unterarm. Ein Reisepass, 3000 Euro in bar, persönliche Gegenstände, ein Helm, Fotomaterial und ein Laptop seien ihm nach einer Kontrolle ebenfalls abgenommen worden.
Auto hatte Presse-Markierung und Schweizer Kreuz
Der 1964 geborene Westschweizer, der laut seiner Homepage auch Kung-Fu unterrichtet, ist ein erfahrener Journalist und berichtet häufig aus Kriegs- und Krisengebieten: Seine Reisen führten ihn unter anderem nach Nordkorea und Syrien, wo er islamistische Rebellengruppen begleitete.
Mehrere Medien verbreiteten Fotos von Briquets Geländewagen mit Einschussloch. Neben der gut sichtbaren Markierung als Pressefahrzeug sind auch das Schweizer Kreuz und die Vignette zu sehen.
Der Journalisten- und Journalistinnenverband Impressum verurteilte den Angriff auf eines seiner Mitglieder aufs Schärfste, wie es am Montag in einer Mitteilung hiess. Der Journalist sei durch Schüsse leicht verletzt worden, die laut seinen eigenen Angaben in sozialen Netzwerken von «einem russischen Kommando» abgegeben wurden, obwohl er mit dem Logo «Press» gekennzeichnet gewesen sei. Er sei im Spital von Kropyvnytsky behandelt worden und soll sich nun in Sicherheit befinden.
Impressum erinnerte daran, dass jeden Tag Kolleginnen und Kollegen ihr Leben riskierten, um vor Ort über den Krieg in der Ukraine zu berichten. Mehr denn je sei die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten sowie die Informations- und Medienfreiheit in Kriegszeiten unantastbare Prinzipien. Es sei nicht hinnehmbar, dass Journalistinnen und Journalisten von Militärpersonen absichtlich beschossen werden. (kin/SDA)