Ein Bundeswehr-Offizier hatte nicht nur Waffen zu Hause gebunkert, sondern auch radioaktives Material. Das ist das Ergebnis einer Razzia in Aldenhoven im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen. Es handle sich um Strontium-90, bestätigte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main der Nachrichtenagentur AFP Angaben des «Spiegel» vom Freitag.
Zunächst war nur bekannt, dass ein umfangreiches Waffenlager ausgehoben wurde. Die Ermittlungen gegen den Soldaten wurden laut der Sprecherin deshalb um den Vorwurf des unerlaubten Umgangs mit radioaktiven Stoffen erweitert.
Die Menge des gefundenen Strontium-90 blieb offen. Die krebserregende Substanz wird vor allem in der Medizin und der Industrie eingesetzt. Es tritt auch im Umfeld von Atomtests sowie in Abfällen von Atomkraftwerken auf.
Kalaschnikow-Gewehre, Panzer- und Flugabwehrwaffen gefunden
Bislang waren dem Hauptmann Verstösse gegen das Aussenwirtschafts- und das Kriegswaffenkontrollgesetz vorgeworfen worden.
Das Bundesverteidigungsministerium hatte nach dem Fund mitgeteilt, die Waffen stammten nach ersten Erkenntnissen nicht aus Bundeswehrbeständen. Der «Spiegel» berichtete nun unter Berufung auf einen Vermerk des Ministeriums, der Grossteil des Materials stamme aus dem früheren Ostblock. Dem Magazin zufolge geht es um Kalaschnikow-Gewehre, Panzer- und Flugabwehrwaffen sowie etliche entschärfte Granaten und Munition. Der Mann gehört einem Bundeswehrzentrum an, das für die Analyse selbstgebauter Sprengsätze und deren Abwehr zuständig ist.
Die Spionageabwehr hat sich eingeschaltet
Besorgnis bei den Behörden löste auch der Fund zweier sensibler Dokumente bei dem Offizier aus. Nach «Spiegel»-Informationen handelt es sich um zwei aktuelle Dossiers des Bundesnachrichtendienstes über die Lage in Nordkorea. Offen sei, wie der Beschuldigte an die heiklen Papiere kam.
Auch «umfangreiche kommunistische Literatur» soll bei der Razzia sichergestellt worden sein. Neben Staatsanwaltschaft und Zoll ermittelt den Angaben zufolge der Militärische Abschirmdienst, der seine Spionageabwehr eingeschaltet habe. (jmh/AFP)