Man könnte glatt meinen, das Ende der Welt sei gekommen. Doch die Szenerie, die sich derzeit in San Francisco abspielt, ist real: Seit Wochen wüten Waldbrände in Amerika. Dichter Rauch und Nebel liegen über der Stadt, die Sonne kann kaum hindurchscheinen, alles erscheint in einem rot-orangen Licht. Die Tiere spielen verrückt, die Menschen sind verunsichert und niemand weiss, wann der Horror sein Ende haben wird.
Erinnerungen an Mordor
Die einen Augenzeugen beschreiben das Phänomen gegenüber dem «San Francisco Chronicle» als einer Apokalypse ähnlich. Andere sagen wiederum, dass die Dunkelheit eine Metapher für das Leben in den Tagen der globalen Erwärmung, der Pandemie, der sozialen Unruhen und des endlosen Wahlkampfes sei.
«Es fühlt sich an wie die Apokalypse oder Mordor (fiktives Gebiet im Roman Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien, Anm. d. Red.) – es wird komisch sein, im Dunkeln zu Mittag zu essen. Aber wir müssen weitermachen wie bisher», sagt eine Passantin.
Zum ersten Mal scheint es so, als ob die Sonne am nächsten Morgen nicht wieder aufgeht. Um wenigstens ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen, werden die Beleuchtungen den ganzen Tag über eingeschaltet.
Wie lange diese Situation noch anhält, ist laut Ralph Borrman, einem Sprecher des Bay Area Air Quality Management, noch nicht bekannt.
Woher kommt das Phänomen?
Das Phänomen hat seinen Ursprung in der historischen Anzahl an Waldbränden in Amerika. Der Wind trägt den Rauch der Waldbrände über Nacht nach San Francisco. Dabei wird das Sonnenlicht gefiltert und somit die rot-orange Farbe erzeugt. Bis jetzt wird die Luftqualität aber noch nicht vom Nebel beeinträchtigt.
Mensch und Tier kommen nicht gut mit der Situation klar. Die Haustiere reagieren distanziert und verwirrt und viele Menschen verstehen den Tages-Rhythmus nicht mehr. Wissen nicht, ob sie den Uhren noch Glauben schenken können. Im Zoo wird den Tieren mit künstlichem Licht ein normaler Tagesablauf vorgegaukelt, um sie nicht zu verunsichern.
Ein Mensch, den dieses Vorkommnis nicht beeindruckt, ist Brian Duffy: Er sitzt im Dunkeln, trinkt seinen Kaffee und sagt: «Was sollen wir machen? Das ist Mutter Natur in Bestform. Ich sass noch nie morgens um 9 Uhr im Dunkeln. Es ist nur ein Mix aus Nebel und Rauch, mehr nicht», sagt er zum Chronicle.
Ist es draussen gefährlich?
Jarrett Claiborne vom Bay Area Air Quality Management District gibt aber Entwarnung. In den meisten Gebieten ist die Luftqualität moderat. Dies heisst, dass nur die wenigsten Personen, die ungewöhnlich stark reagieren, Schaden nehmen könnten. «Es sieht nur schlimm aus. Ich denke nicht, dass es schlimmer als moderat wird» sagt sie. Dennoch sei es angebracht, vorsichtig zu sein und zu Hause zu bleiben, wenn man Rauch riecht. (myi)