1400 Gebäude durch Brände zerstört, 14'000 Helfer im Einsatz, täglich Hunderte Corona-Tote
Apokalyptischer August in Kalifornien

Fotos und Videos zeigen das Ausmass der Waldbrände in Kalifornien. Der bevölkerungsreichste US-Bundesstaat kämpft an allen Fronten.
Publiziert: 27.08.2020 um 00:45 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2020 um 15:59 Uhr
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Weinbauer Gerry Iuliano: «Hier steckte jeder Penny drin, den ich je verdient habe.»
Foto: DUKAS
Fabienne Kinzelmann

Gerry Iuliano steht in den Trümmern seiner Existenz. «Ich habe jeden einzelnen dieser Steine verlegt», sagt der Weinbauer dem lokalen Newssender Fox 40. «Ich habe alles auf diesem Grundstück berührt. Jeden Penny, den ich verdient habe, habe ich nicht auf der Bank, weil alles hier investiert wurde.»

Sein Weingut «La Borgata» in Vacaville unweit des berühmten Napa Valley liegt in Schutt und Asche. In Kalifornien wüten zwei Dutzend Waldbrände – die mitunter verheerendsten jemals. Seit dem Ausbruch der Brände Mitte August, vor allem in Nordkalifornien, sind rund 1400 Gebäude zerstört worden.

«Es sah aus wie das Armageddon»

Die kalifornischen Feuerwehrleute fürchten: Diese Zahl könnte sich noch mehr als verdoppeln, wenn das ganze Ausmass der Verwüstung bekannt sei. Auch die Zahl der Todesopfer, bisher sieben Menschen, könnte noch weiter steigen. «Es war so furchtbar, es sah aus wie das Armageddon», beschreibt Iuliano das Feuer, das sein Lebenswerk zerstörte.

Und es ist längst nicht die einzige Front, an der es in Kalifornien in diesem Sommer brennt. Gleich vier Katastrophen haben den bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat im Griff: «Corona, eine Hitzewelle, Flächenbrände und die Gefahr von Stromausfällen», zählt Janet Upton auf. Sie ist Sprecherin des Verwaltungsbezirks Napa County und ehemalige stellvertretende Direktorin der kalifornischen Brandbekämpfungsbehörde.

1,6 Mal so viele Tote wie die Schweiz – und es werden mehr

«Apokalyptischer August», nennt das Magazin «New Yorker» das, was Kalifornien seit Wochen erlebt. Nach dem Lockdown im Frühjahr hatten Bars und Restaurants nur zwei Wochen wieder geöffnet – dann wurden die Schotten angesichts der hohen Fallzahlen wieder grösstenteils dichtgemacht.

Trotzdem bekommt Kalifornien die Corona-Krise nicht in den Griff. Im Vergleich mit der Schweiz hat Kalifornien verhältnismässig zur Bevölkerungsgrösse mehr als 1,6 Mal so viele Tote, Tendenz steigend. Allein am Dienstag wurden 150 Todesfälle vermeldet. Rund 6000 Neuinfektionen wurden in der vergangenen Woche verzeichnet – pro Tag.

Historische Waldbrände, 14'000 Helfer im Einsatz

Im Löscheinsatz gegen die verheerenden Waldbrände sind mehr als 14'000 Helfer im Einsatz. Drei Grossfeuer in der Umgebung von San Francisco konnten bis zum Dienstagabend schrittweise weiter eingedämmt werden. Das Feuer in der Weinregion Napa Valley, der auch das Weingut von Gerry Iuliano zerstörte, war zu 27 Prozent unter Kontrolle. Allein in diesem Gebiet brannten fast 1430 Quadratkilometern Land ab. Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom sprach am Montag von «historischen Waldbränden» in diesem Jahr.

Tausende Menschen durften am Dienstag in einigen Regionen wieder in ihre Häuser zurückkehren, nachdem Evakuierungsmassnahmen aufgehoben worden waren. Anderswo sassen weiter auf gepackten Koffern, um notfalls ihre Häuser zu verlassen. Sie würden nun schon das dritte Mal in vier Jahren um ihr Haus im Bezirk Sonoma County bangen, erzählte Anwohnerin Alma Bowen am Dienstag dem «San Francisco Chronicle». Bereits 2017 und 2019 sei sie vor schnell um sich greifenden Feuern geflüchtet, nun habe sie wieder das Wichtigste eingepackt.

Der oft unter Trockenheit leidende Westküstenstaat wird regelmässig von Waldbränden heimgesucht, doch den Behörden zufolge hat die Schwere und die Häufigkeit der Katastrophen in den letzten Jahr zugenommen. Besonders schlimm traf es im November 2018 den Ort Paradise in Nordkalifornien, wo heftige Winde das sogenannte «Camp»-Fire schnell ausbreiteten. 85 Menschen starben, Zehntausende wurden obdachlos.

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