So sind die Taliban organisiert
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Radikal und gnadenlos:So sind die Taliban organisiert

Radikalislamisten geben sich reformiert, suchen angeblich Dialog mit Weltgemeinschaft
Sind das die «neuen» Taliban?

Erstaunliche Signale aus Kabul. Statt dass die Taliban wild durch die gekaperte Hauptstadt marodieren, geben sie sich weltgewandt und reformiert. Die «neuen» Taliban legen offenbar Wert darauf, mit der Weltgemeinschaft den Dialog zu finden.
Publiziert: 16.08.2021 um 02:42 Uhr
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Aktualisiert: 16.08.2021 um 08:41 Uhr
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Die Taliban haben Afghanistan nach eigenen Angaben «befreit» und geben sich zunächst nicht so erbarmungslos wie befürchtet.
Foto: Keystone
Daniel Kestenholz

In Kabul herrscht derzeit Panik. Was vor Wochenfrist noch undenkbar schien, ist Realität geworden. Die Taliban sind mit einem Blitzfeldzug zurück – und mit ihnen ihre radikale Schreckensideologie, dass Mädchen jung zwangsverheiratet werden und nicht zur Schule dürfen. Dass Frauen nicht arbeiten oder ohne Burka das Haus verlassen dürfen. Dass unter der islamistischen Scharia-Rechtssprechung wieder öffentlich Todesurteile im Fussballstadion Kabuls ausgeführt werden.

«Gegen die Taliban sind wir machtlos»
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Ex-BBC-Korrespondent:«Gegen die Taliban sind wir machtlos»

Bisher geben sich die Taliban aber friedlich. Sie sagen, man wolle kein Blut vergiessen, man sei zum Dialog bereit. Ausländer, die über Luftbrücken zu fliehen versuchen, werden nicht daran gehindert, den Flughafen von Kabul zu erreichen. In der eroberten Hauptstadt werden keine Kollaborateure durch die Strassen getrieben und öffentlich gedemütigt und bestraft. Keine Suchtrupps der Gottesradikalen führen Hausdurchsuchungen durch, um Feinde des Islams zusammenzutreiben. Von vereinzelten Schüssen abgesehen fiel Kabul praktisch widerstandslos. Es kam zu keinen blutigen Kämpfen und die Taliban wiesen ihre Krieger an, in sicherer Distanz in den Aussenbezirken zu bleiben.

Geläuterte Gotteskrieger?

Mit der gestürzten Regierung wurde noch eine friedliche Machtübergabe vereinbart. Aus dem katarischen Doha, wo Gesandte beider Seiten derzeit das neue Afghanistan aushandeln, geben sich die Machthaber geläutert. Die Islamisten versichern, dass alle Ausländer geschützt würden und der Flughafen geöffnet bleibe. Auch die Rechte von Frauen würden respektiert, behaupten sie. Sie bekämen Zugang zu Bildung und dürften arbeiten. Medien sollten frei arbeiten können. Strafen wie Steinigungen oder Amputationen müssten von Gerichten angeordnet werden.

Taliban-Sprecher Mohammed Naim sagte dem arabischen Sender «Al Jazeera», in Kürze werde feststehen, wie das Land künftig regiert werde: «Die Art der Herrschaft und die Regierungsform werden bald klar sein.»

Naim versprach weiter, dass man Staatsangehörige und diplomatische Vertretungen schützen werde. Die Taliban seien auch zum Dialog mit allen afghanischen Entscheidungsträgern bereit. Man wolle Frieden schliessen, behaupten die Radikalen.

Taliban sprechen von Befreiung Afghanistans

Die «Sorgen» der anderen Staaten liessen sich im Dialog lösen. Man suche den Kontakt zu anderen Staaten, da man nicht in Isolation leben wolle. Die Taliban würden heute die Früchte ihrer Bemühungen und Opfer der vergangenen 20 Jahre ernten, sagte Naim. «Wir haben das erreicht, was wir gewollt haben, nämlich die Freiheit unseres Landes und die Unabhängigkeit unseres Volkes.»

Man wolle niemandem schaden und werde auch niemanden erlauben, von Afghanistan aus andere Ziele anzugreifen, versprachen die neuen Machtinhaber. Die Taliban würden sich nicht in die Angelegenheiten anderer Seiten einmischen – und keine Einmischung in ihre Angelegenheiten zulassen. Man glaube auch nicht, dass die ausländischen Streitkräfte nach ihrem Scheitern ihre Erfahrungen in Afghanistan noch einmal wiederholen wollten. (SDA/kes)

Mehr als 60 Länder fordern offene Grenzen in Afghanistan

Mehr als 60 Länder fordern in einer gemeinsamen Erklärung, Afghanen und andere Staatsbürger, die das Land verlassen wollen, müsse die Ausreise erlaubt werden.

Auch Flughäfen und Grenzübergänge müssten geöffnet bleiben, teilt das US-Aussenministerium mit. Die Forderung sei unter anderem von den USA, Deutschland, Grossbritannien, Frankreich, Kanada, Japan, Italien, Südkorea, Australien und Katar unterzeichnet worden.

Die Machthaber in Afghanistan trügen die Verantwortung für den Schutz von Menschenleben und Eigentum sowie die sofortige Wiederherstellung von Sicherheit und bürgerlicher Ordnung. Das afghanische Volk verdiene es, in Sicherheit und Würde zu leben. Die internationale Gemeinschaft stehe bereit, ihnen zu helfen. (SDA)

Mehr als 60 Länder fordern in einer gemeinsamen Erklärung, Afghanen und andere Staatsbürger, die das Land verlassen wollen, müsse die Ausreise erlaubt werden.

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