Der russische Präsident Wladimir Putin sieht keinen Grund für eine Vergiftung seines Gegners Alexej Nawalny. «Wer ist er schon? Wenn wir das gewollt hätten, hätten wir es wahrscheinlich auch zu Ende gebracht», sagte der Kremlchef am Donnerstag bei seiner Jahrespressekonferenz.
Putin reagierte damit auf Vorwürfe Nawalnys, ein «Killerkommando» des Inlandsgeheimdienstes FSB habe ihn vergiften sollen. Russlands prominentester Regierungskritiker hatte Putin für den Mordanschlag verantwortlich gemacht.
US-Geheimdienste haben Nawalny angeblich geholfen
Der Oppositionelle hatte mehrere mutmassliche FSB-Agenten namentlich und mit Foto in einem Video beschuldigt, sie hätten auf ihn im August einen Anschlag mit einem Nervengift der Nowitschok-Gruppe verübt. Der chemische Kampfstoff ist international verboten.
Es handle sich hierbei um Material amerikanischer Geheimdienste, sagte der frühere FSB-Chef Putin. Er behauptete, US-Geheimdienste hätten Nawalny geholfen, die Behauptungen gegen russische Agenten aufzustellen. Der Kremlgegner hatte dagegen erklärt, die telefonischen Verbindungsdaten und Reiselisten von FSB-Mitarbeitern stammten von in Russland auf dem Schwarzmarkt käuflichen Dateien.
Nawalny will nach Russland zurück
Putin meinte nun, wenn Nawalny Zugriff auf solche Datensätze habe, dann sei das interessant. «Dann müssen ihn die Geheimdienste natürlich beobachten. Aber das heisst überhaupt nicht, dass man ihn vergiften muss», sagte er.
Nawalny war im August während eines Inlandsflugs in Russland zusammengebrochen. Nach einer Notlandung in der sibirischen Stadt Omsk wurde er auf Drängen seiner Familie in die Berliner Charité verlegt. Der 44-Jährige will nach einer Reha-Massnahme in Deutschland wieder nach Russland zurückkehren.
Putin sagte auch mit Blick auf jüngste Berichte zu seinem Privatleben und zu seiner Familie, dass dies gezielte Aktionen der US-Geheimdienste seien. «Es ist nicht möglich, das zu lesen», sagte er. (SDA)