Ist das russische Flaggschiff der Schwarzmeerflotte, die «Moskwa», von ukrainischen Raketen getroffen worden? Das gibt die Ukraine an, westliche Beobachter stützen diese Angaben. Russland gibt an, es sei durch eine unerklärbare Detonation von Munition so stark beschädigt worden, dass man es an den Hafen zurückziehen musste. Dabei sei es umgekippt. Jetzt hinterfragt ein Putin-Freund im Live-TV das Geschehen.
Wladimir Solowjow (58) ist Moderator. Wegen seiner Nähe zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin (69) steht er auf zahlreichen Sanktionslisten. Umso überraschender, dass gerade er ein Tabu bricht. In seiner Live-Sendung deutet er an, Zweifel an der russischen Version der «Moskwa»-Untergangs zu haben.
Kritische Fragen zu «Moskwa»-Untergang
Laut der österreichischen Zeitung «Heute» fragt er: «Wenn das Schiff vor dem Untergang Feuer fing, wie Russland behauptet, warum hatte es dann kein System, um solche Brände zu löschen?»
Und dann: «Wenn das Schiff durch zwei ukrainische Neptun-Raketen versenkt wurde, wie ukrainische und nicht identifizierte Beamte des US-Verteidigungsministeriums behauptet haben, warum fehlte dann ein Raketenabwehrsystem?»
«Wie habt ihr die ‹Moskwa› verloren?»
Die Fragen bleiben unbeantwortet. Wladimir Solowjow stellt sie einfach in den Raum. Dann sagt er: «Erklären Sie mir einfach, wie Sie es geschafft haben, das Schiff zu verlieren.» Speziell ist, dass der Moderator damit ausdrückt, dass es die Möglichkeit gibt, dass die Ukraine das Schiff versenkt hat. Nichts, was sonst im russischen TV diskutiert wird.
In seiner Sendung «Solowjow Live» habe er am Samstag keine Gäste im Studio gehabt. Die Aussagen kamen also nur von ihm. Der Moderator ist eigentlich bekannt dafür, den Kreml zu stützen. Diese und ähnliche Aussagen können Solowjow gefährlich werden.
Denn Putin hat im März ein Gesetz erlassen, das gegen die Verbreitung «falscher Informationen» wirken soll. Wer etwas Kritisches über den Krieg, der in Russland offiziell eine «militärische Spezialoperation» ist, sagt, kann bestraft werden. Es drohen bis zu 15 Jahre Knast.
Solowjows Comer-See-Villen beschmiert
Solowjow ist normalerweise sehr einig mit Putin. Die Villen des Moderators im Ort Pianello del Lario (I) am Comer See sollten im Zusammenhang mit den Sanktionen gegen russische Oligarchen beschlagnahmt werden. Doch Anfang April wurden zwei der drei Luxus-Immobilien des russischen TV-Moderators Opfer von Anschlägen. (euc)