Emma Coronel (32) muss 36 Monate ins Gefängnis. Zudem entschied der Richter auf anschliessend vier Jahre Bewährung und eine Geldsrafe in Höhe von 1,49 Millionen Dollar. Coronel ist die Ehefrau des inhaftierten mexikanischen Drogenbossen Joaquín «El Chapo».
Die Chapo-Gemahlin bekannte sich schon im Juni in drei Anklagepunkten schuldig: Verschwörung zum Schmuggel der Drogen Kokain, Heroin, Methamphetamin und Marihuana in die USA, Verschwörung zu Geldwäsche und Verletzung von US-Sanktionen gegen Guzmán.
Sie wurde im Februar an einem Flughafen nahe Washington verhaftet.
Coronel wusste über innere Abläufe Bescheid
Die US-Justiz wirft Coronel vor, im Kartell, das ihr Ehemann einst anführte, eine Art Erbinnenrolle eingenommen zu haben. Laut der Anklage soll sie über die inneren Abläufe des Kartells bestens Bescheid gewusst haben und aktiv am Drogenschmuggel beteiligt gewesen sein.
«Die Angeklagte hat ein schweres Verbrechen gegen die Vereinigten Staaten begangen», schreiben die Staatsanwälte in ihrer Anklageschrift. «Angesichts der negativen Auswirkungen des Drogenhandels auf die Gesellschaft und der schwerwiegenden schädlichen Auswirkungen von Kokain, Heroin, Methamphetamin und Marihuana ist es wichtig, dass das Gericht ein Urteil verhängt, welches andere davon abhält, unsere Rechtsstaatlichkeit zu untergraben.»
Sie verhalf ihrem Mann zur Flucht
Emma Modesta Coronel Aispuro, wie sie mit vollem Namen heisst, wurde in den USA geboren und war eine Schönheitskönigin. Guzmán heiratete sie als 18-Jährige, sie haben zusammen Zwillinge. Sie wurde im Februar am Dulles International Airport bei Washington festgenommen. Bei der Einigung mit der Staatsanwaltschaft gab Coronel zu, als Kurier zwischen Guzmán und anderen Mitgliedern des Sinaloa-Kartells agiert zu haben, als ihr Ehemann im mexikanischen Altiplano-Gefängnis inhaftiert war. Dort sass er 2014 bis zu seiner Flucht 2015.
Seine Ehefrau soll die Kommunikation mit Gehilfen organisiert haben, damit Guzmán die Flucht gelingen konnte. Er brach 2015 durch einen unterirdischen Tunnel aus, den die Mitglieder seines Kartells bis zur Dusche seiner Zelle gegraben hatten.
«El Chapo» wurde im Januar 2016 wieder festgenommen und ein Jahr später an die USA ausgeliefert. Er wurde im Februar 2019 des Drogenhandels, des organisierten Verbrechens, der Entführung, des Mordes und anderer Vorwürfe für schuldig befunden und zu lebenslanger Haft verurteilt. Er sitzt heute im sichersten Gefängnis der USA im Bundesstaat Colorado.
Sie ist ein echtes «Narcosbarbie»
Emma Coronel wurde durch die Netflix-Serie «El Chapo» weltweit bekannt, die auf realen Geschehnissen basiert und die Geschichte von Joaquín Guzmán, seinem Kartell und seiner Frau erzählt. Coronel gilt als «Narcobarbie» – so werden die Frauen bezeichnet, mit denen sich die grossen Drogenbosse («Narcos») gern schmücken. Auf Instagram postet sie Bilder aus ihrem Leben.
Coronel besitzt sowohl die mexikanische als auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Sie wuchs bereits im Drogenmilieu in der mexikanischen Stadt Culiacán auf. Die Stadt gilt als Operationsbasis für das Sinaloa-Kartell. Ihr Vater, Inés Coronel Barreras, war ein hohes Mitglied in den Reihen des Kartells.
«El Chapo» soll für bis zu 3000 Morde verantwortlich sein
Auch wenn die Führungsebene in den meisten Drogengeschäften weiterhin von Männern dominiert wird, übernehmen vor allem in Mexiko immer mehr Frauen Aufgaben im operativen Geschäft, schreibt der «Spiegel» – vor allem, wenn die Männer getötet oder festgenommen werden. Wie in Coronels Fall ist die Tradition des Drogenhandels in vielen Familien so fest verwurzelt, dass die Mädchen schon von klein auf mit den Regeln des Milieus vertraut sind.
Auch wenn El Chapo teilweise verehrt wird, ist die Brutalität des Geschäfts nicht von der Hand zu weisen. Im Prozess gegen ihn im Jahr 2019 in den USA kam ans Licht, dass er als Anführer seines Kokain-Imperiums zwischen 2000 und 3000 Morde selbst ausgeführt, verantwortet oder in Auftrag geben hat.
Weil Emma Coronel als Erbin seiner Aufgaben zu Beginn quasi dieselben Straftaten vorgeworfen wurden, gingen Juristen kurz nach Ihrer Verhaftung davon aus, dass sie bis zu zehn Jahre Gefängnis kassieren könnte. Weil sie sich in Verhandlungen mit der Staatsanwaltschaft jedoch schuldig bekannte und heute nur noch als «geringfügige Komplizin» behandelt wird, wurde nur noch eine vierjährige Haftstrafe gefordert. (ct)